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INTERVIEWVorsicht beim Einsammeln, keine Entwarnung

■ Greenpeace-Experte Carsten Redlich über die Phenolklumpen auf den Nordsee-Inseln/ Einsammeln reicht nicht

taz: Greenpeace berichtet von gelben giftigen Klumpen vor den Nordsee-Inseln Föhr und Juist, worum handelt es sich?

Carsten Redlich: Vor etwa 14 Tagen sind die ersten „öligen“ Klumpen von der „Schutzstation Wattenmeer“ an der Nordsee entdeckt worden. Einige der Klumpen haben innen eine gelblich- orange krümelige Struktur — also kein Öl. Greenpeace hat davon erfahren, insbesondere auch weil die Behörden der Schutzstation Untersuchungsergebnisse nicht bekanntgeben wollten. Gleichzeitig kam von der Insel Juist eine Meldung, daß acht Kilometer Strand gesperrt sind wegen angeschwemmter Chemikalien. Die Chemiker der Behörden haben uns dann bestätigt, daß es sich um die gleiche Chemikalie handelt.

Und um welche Chemikalie handelt es sich?

Wir haben Proben von der Schutzstation untersuchen lassen. Wir haben wie die Behörden „alkylierte Phenole“ gefunden. Das sind Antoxidationsmittel, die zum Teil auch in Kaugummis eingesetzt werden. Wir haben aber auch zusätzlich reines Phenol gefunden. Reines Phenol ist sehr viel giftiger als die „alkylierten Phenole“.

Was muß denn jetzt mit den Klumpen geschehen?

Also zunächst mal ist Vorsicht beim Umgang mit den Klumpen geboten. Auf Juist ist ja inzwischen fast ein Kubikmeter davon eingesammelt worden. Keine Entwarnung und schon gar nicht Einharken der Klumpen in den Strand nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Das Zeug kommt im Augenblick noch mit jeder Ebbe und Flutbewegung wieder.

Aber Einsammeln reicht doch nicht.

Zudem muß nach den Ursachen geforscht werden. Das ist zum ersten Mal an der Nordsee gefunden worden. Und das Zeug ist, wenn wir Pech haben, sei Wochen in der Nordsee auf der Reise, ist wasserlöslich und giftig für Fische. Es muß alles daran gesetzt werden, die Quelle zu schließen. Interview: Hermann-Josef Tenhagen

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