INTERVIEW: „Gemeinsame Friedensaktionen“
■ Die Zagreber Grüne Vesna Terselic über die Friedensbewegung in Jugoslawien
Die deutsche Delegation einer Europäischen Friedenskarawane durch Jugoslawien bricht heute nach Triest auf und reist ab Mittwoch mit rund 250 Vertretern europäischer Gruppen nach Serbien und Bosnien. Vesna Terselic (29) ist Aktivistin der Grünen Aktion Zagreb, die bei den Wahlen 1990 je nach Wahlkreis in der Stadt vier bis acht Prozent der Stimmen erhielt. Zelena Akcija Zagreb, Radnicka cesta 22, 41.000 Zagreb, Tel: 0038-41 610 951, Bankkonto: SDK Zagreb Nr. 30105-678-75296.
taz: Jeder starrt auf die Bomben, die Kämpfe — über die Friedensbewegung wissen wir kaum etwas. In Deutschland wurden nur die serbischen und kroatischen Mütterdemonstrationen wahrgenommen. Wie beurteilst Du diese Bewegung?
Vesna Terselic: Es war großartig, daß die kroatischen Mütter in Belgrad waren und auch in Brüssel, denn damit wurde überhaupt bekannt, daß es eine Friedensbewegung in den jugoslawischen Republken gibt. Aber diese Gruppen haben sehr eingeschränkte Ziele: Sie fordern ihre Söhne von der jugoslawischen Armee zurück. Da wir Pazifisten sind, gehen unsere Ziele weiter, wir wollen eine umfassende Antikriegskampagne. Wir wollen ein Netzwerk der Friedens-, Frauen-, Grünen- und auch spirituellen Gruppen überall im früheren Jugoslawien errichten, um den Krieg zu stoppen, was wahrscheinlich über unsere Kräfte geht. Wir denken schon in die Zukunft, an die Zeit nach dem Krieg. Als wir im Juni die „Anti-War-Charter“ erarbeiteten, haben sich etwa 40 Organisationen und über 200 Einzelpersönlichkeiten aus allen Teilen Jugoslawiens sofort angeschlossen.
Wer ist denn dabei?
Zum Beispiel das Zentrum für Anti-Kriegs-Aktivitäten in Belgrad. In Kroatien gibt es vor allem die Gruppen in Zagreb, die Grüne Aktion, auch die Gesellschaft zur Verbesserung der Lebensqualität, ebenso Gruppen wie „Frauenhilfe jetzt“, dann unabhängige Frauengruppen über ganz Jugoslawien, dazu spirituelle Gruppen, sogar Hare Krischna. Leider gibt es keine Gruppen aus den Regionen, wo gekämpft wird. Wir wollen deshalb auch dort hingehen.
In Belgrad wurde im Zusammenhang mit den Helsinki-Gruppen eine Friedenskarawane organisiert, zu der auch Leute aus dem Ausland kommen sollen.
Wir finden die Friedenskarawane ist eine gute Sache. Aber wir denken, wenn die Beobachter nur für einen Tag oder einige Stunden kommen, dann ist dies wenig sinnvoll. Es ist auch problematisch, daß die Friedenskarawane Kroatien ausläßt. Unser Ansatz zielt auf die gemeinsame Aktion von Friedensbewegten aus Serbien, Kroatien und anderen Völkern. Wir würden uns sehr freuen, wenn sich Gruppen und Personen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern an uns wenden würden für eine längerfristige Zusammenarbeit. Interview: Erich Rathfelder
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