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INTERVIEWRessourcen reichen nicht

■ Ungarns Finanzminister Kupa zur Finanzkrise der UdSSR

Bangkok (taz) — Wenn die ungarische Bevölkerung in den letzten beiden Jahren auch extrem verarmt ist— die Regierung in Budapest ist stolz darauf, daß die Auslandsverschuldung bei 20 Milliarden Dollar stabil geblieben ist und alle Tilgungen pünktlich geleistet werden. Die Golfkrise und der Zusammenbruch des RGW seien ohne eine weitere Verschärfung der wirtschaftlichen Lage bewältigt worden, sagte der ungarische Finanzminister Mihaly Kupa in Bangkok. Doch auch er ist mit der Dominanz der UdSSR auf dem IWF/Weltbank-Gipfel unzufrieden.

taz: Sie sorgen sich, daß über die Unterstützung der UdSSR durch den IWF die ostmitteleuropäischen Länder zu kurz kommen würden?

Mihaly Kupa: Die Ressourcen der Weltbank und des IWF und das globale Sparaufkommen sind nicht groß genug, um die UdSSR, die ost- und mitteleuropäischen Länder und die hochverschuldeten Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika zu finanzieren. Wenn aber die Großen, die G-7 oder die G-10, nicht eine Balance zwischen der Nachfrage der Sowjetunion und derjenigen der anderen Teile der Welt aufrechterhalten, ist dies keine gute Zeit.

Dem soll die IWF-Quotenerhöhung um 50 Prozent vorbauen. Wird damit nicht die Verknappung verhindert?

Die Erhöhung wird die Lage verbessern. Deshalb unterstütze ich diesen Vorschlag. Die UdSSR wird die finanzielle Unterstützung des IWF ebenso brauchen, wie Ungarn sie gebraucht hat. Dies unterstütze ich. Doch die Quotenerhöhung wird das Problem nur verringern.

Die EG will die Hälfte ihrer Winterhilfe in Polen, der CSFR und Ungarn kaufen. Profitieren Sie von der Krise in der UdSSR?

Wir hatten einen starken Einbruch im Handel mit der Sowjetunion. Die Gewinne durch die EG-Käufe gleichen vielleicht zehn Prozent davon aus.

Auch Sie haben sich darüber beklagt, daß Sie nicht wüßten, wen Sie in der UdSSR ansprechen können. Was möchten Sie denn mit Ihrem sowjetischen Kollegen verhandeln?

Finanzminister Orlow ist zurückgetreten. Es gibt derzeit nur einen wenig bedeutenden Staatssekretär. Und der russische Finanzminister ist derzeit viel einflußreicher. Erstes Thema einer Besprechung wäre unser Guthaben von 1,5 Milliarden Dollar in der Sowjetunion. Zweitens haben wir die Diskussion um die Kosten der Altlasten, die uns die sowjetischen Truppen hinterlassen haben, noch nicht abgeschlossen. Drittens: Wir wollen die finanziellen und kommerziellen Beziehungen mit der Sowjetunion wieder aufbauen. Da stimme ich den G-7 zu: Die erste Frage ist, wie die Beziehungen zwischen der Union und den Republiken aussehen werden. Interview: Dietmar Bartz

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