INTERVIEW: Mehrheit will die Privatisierung nicht
■ Péter Eckstein-Kovács, Anwalt und Abgeordneter der Demokratischen Union der Ungarn (UDMR) im rumänischen Parlament zur Privatisierung in seinem Land
taz: Wer ist in Rumänien an der Privatisierung interessiert und wer nicht?
Péter Eckstein-Kovács: Ich denke, die jetzige Stolojan- Regierung ist ebenso wie die frühere Roman-Regierung ernsthaft an der Privatisierung interessiert. Sabotiert werden diese Bestrebungen aber von linkskonservativen Kräften um Staatspräsident Ion Iliescu sowie von der mittleren und niederen Bürokratie.
Steht die Privatisierungsagentur ANP zwischen den Fronten?
Petre Roman wurde vorgeworfen, einen Ausverkauf des Landes zu betreiben. Die Vorwürfe kommen vor allem von der Vatra RomÛnească („Rumänische Heimstatt“, eine ultranationalistische Organisation). Die Nationalisten fühlen sich stark und opponieren gemeinsam mit den alten Kommunisten gegen die Privatisierung.
Wird die Privatisierung trotzdem in Gang kommen?
Das ist die große Frage. Es ist möglich, daß es Verzögerungen geben wird. Nach meiner Meinung ist sie aber nicht mehr zu stoppen. Läuft sie nicht, wird Rumänien kein Geld bekommen. Denn der rumänische Markt ist nur von Interesse für internationale Finanzleute und Institutionen, wenn eine Privatisierung erfolgt.
Was hält die Bevölkerung davon?
Ich glaube, die große Mehrheit will die Privatisierung nicht, weil sie darin keinen Vorteil für sich erkennt. Sie sehen nur die Preiserhöhungen, die Inflation und haben Angst, ihre Arbeitsplätze zu verlieren. Damit wird die Privatisierung praktisch zu einer antidemokratischen Angelegenheit. Ich bin trotzdem für eine schnelle Privatisierung — es ist die einzige Chance, zu einer besseren Wirtschaftslage zu kommen. Interview: Keno Verseck
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