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INTERVIEWEher akademisches Interesse

■ Klaus Schuurmann zum 40. Jahrestag der Deutsch-Südafrikanischen Handelskammer

taz: Die Deutsch-Südafrikanische Handelskammer feiert morgen ihr 40jähriges Bestehen. Feiern Sie, daß deutsche Unternehmen trotz Apartheid und Unterdrückung von Schwarzen kräftig Geschäfte gemacht haben?

Klaus Schuurmann: Ich würde sagen, jede runde Zahl ist ein Grund zu feiern, auch zur Rückbesinnung, zur Analyse, zur Selbstbetrachtung. 40 Jahre Deutsch-Südafrikanische Kammer für Handel und Industrie bedeutet ja nicht 40 Jahre lang Unterstützung eines bestimmten politischen Systems. Das bedeutet für uns, 40 Jahre wirtschaftliches Engagement in diesem Land.

Ziehen Sie sich so nicht zu einfach aus der Verantwortung?

Die Kammer engagiert sich politisch in keiner Form. Eine deutsche Auslandshandelskammer soll bilaterale Wirtschaftsbeziehungen zwischen einem Land und der Bundesrepublik Deutschland fördern. Es gibt über 50 Auslandshandelskammern und die jeweilige politische Richtung ist für die Kammer von sekundärer Bedeutung.

Aber Sie haben Wirtschaftsbeziehungen in einer Zeit gefördert, in der Sanktionen verhängt waren.

Das Engagement einer Auslandshandelskammer ist langfristig orientiert und richtet sich nicht immer nach den jeweiligen politischen Verhältnissen.

Minister Möllemann bringt bei seinem Besuch 30 Wirtschaftsvertreter mit. Was kann das aus der Sicht der Handelskammer bringen?

Wir sehen den Besuch sehr stark unter dem Gesichtspunkt des Flaggezeigens. Er zeigt, daß Südafrika als Wirtschaftsparnter interessant ist.

Gewalt, politische Unsicherheit, Forderungen nach sozialen Reformen — das vertreibt normalerweise Unternehmer. Können Sie dazu raten, hier zu investieren?

Das Interesse ist da, aber es ist zum Teil akademischer Natur. Was die jetzige Regierung an Informationen geben kann, ist für mittelfristige Investitionsentscheidungen ohne Bedeutung, während die künftigen Partner ihre Vorstellungen noch nicht konkretisieren können.

Werden deswegen deutsche Unternehmen Südafrika verlassen?

Anlaß zum Jubeln haben die wenigsten Unternehmen hier. Es gab während der letzten zehn Jahre praktisch null Wachstum. Der Besuch des Wirtschaftsministers ist für uns sehr wichtig. Er kann hier verdeutlichen, daß Südafrika nur als attraktiver Wirtschaftspartner in Frage kommt. Interview: Willi Germund

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