INTERVIEW: Trotz Ausbaustopp soll Abfertigung in Tegel verbessert werden
■ Klaus-Peter Stuckert, Abteilungsleiter in der Verkehrsverwaltung: Investitionskonzept für Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld im März
Die Berliner Flughafen Gesellschaft (Tegel, Tempelhof) und die Schönefeld GmbH haben den Ausbau des Flughafens Tegel vorerst ausgesetzt. Die SPD begrüßt den Entschluß und fordert, daß jetzt auch der Antrag für den Ausbau zurückgenommen wird. Die FDP kritisiert »die Wende des Senats um 180 Grad«. Klaus- Peter Stuckert, Leiter der Abteilung Verkehr in der Verkehrsverwaltung und Mitglied des Aufsichtsrates der Schönefeld GmbH, äußert sich zu der Entscheidung.
taz: Wird in den Flughafen Tegel nicht mehr investiert?
Klaus-Peter Stuckert: Es sind im öffentlichen Haushalt keine Gelder für Tegel vorgesehen ...
... aber es waren ursprünglich mehrere Millionen dafür vorgesehen ...
... es ging um den Ausbau des Flughafens Tegel. Den müßte die Berliner Flughafen Gesellschaft (BFG) aber über private Kredite finanzieren. Ein umfassendes Investitionskonzept soll auf der ersten Aufsichtsratssitzung der Flughafen-Holding am 30. März beschlossen werden. In das Konzept gehören alle Infrastrukturmaßnahmen hinein: die für Schönefeld genauso wie die für Tegel.
Heißt das, daß Tegel doch ein weiteres Abfertigungsgebäude bekommt?
Das kann erst entschieden werden, wenn die Möglichkeiten in Schönefeld geklärt sind. Bisher waren wir davon ausgegangen, daß wir den Stadtrand-Flughafen nicht zugleich provisorisch und endgültig ausbauen können. Aufgrund des sogenannten Masterplans glauben wir inzwischen, daß während des Ausbaus doch ein provisorisches Terminal errichtet werden kann. Der Masterplan sieht eine erste Ausbaustufe für neun Millionen Passagiere möglicherweise schon für Ende 1995 vor.
Müssen aufgrund des Ausbaustopps Fluggesellschaften nach Schönefeld umziehen?
Die Verkehrsrechte erteilt an sich der Bundesverkehrsminister. Und der sieht auch eine Steigerung der Flugbewegungen in Schönefeld vor. Wir müssen jedoch zusätzliche Möglichkeiten suchen, die bestehenden Kapazitätsreserven von Schönefeld besser zu nutzen.
Welche Möglichkeiten hat die Holding?
Die Holding kann mit Hilfe marktwirtschaftlicher Anreize — beispielsweise durch günstige Landegebühren in Schönefeld und Marketingmaßnahmen — Gesellschaften zum Umziehen bewegen. Zugleich müssen wir prüfen, inwieweit der Flughafen Tegel ohne den Bau neuer Gebäude noch optimiert werden kann.
Das würde bedeuten, daß trotz Ausbaustopp in Tegel mehr Flugzeuge starten und landen werden als bisher?
Nicht zwangsläufig. Diese Maßnahmen sollen dazu dienen, die Abfertigung der Fluggäste wieder zumutbar zu gestalten. Interview: Dirk Wildt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen