INTERVIEW: »Das ist eine Provokation des Senats«
■ Der GEW-Vorsitzende Eberhard Laube zu den spontanen Arbeitsniederlegungen in den Kindertagesstätten
taz: Werden die Kitas als Sparschweine mißverstanden nach dem Motto: Wir verlangen nun höhere Preise und bieten weniger Leistung?
Eberhard Laube: Die politisch Verantwortlichen haben den Blick für gesellschaftliche Notwendigkeiten verloren, wenn sie versuchen, zu Lasten der Kleinsten und Schwächsten in unserer Gesellschaft zu sparen. Die Vergrößerung der Gruppen wird nicht nur die Arbeitsbedingungen der ErzieherInnen verschlechtern, sondern vor allem auch die pädagoische Qualität der Betreuung.
Zweifellos muß in dieser Stadt gespart werden. Wie aber bewerten Sie es, daß ausgerechnet der SPD-Landesvorsitzende Momper die Vergrößerung der Gruppen vorschlägt.
Ich habe von vielen ErzieherInnen gehört, Momper sei offenbar Kitastreik-geschädigt, wenn er sich nun für größere Gruppen einsetzt. Auch angesichts der unbestritten schwierigen Haushaltslage in Berlin bleibt eine Vergrößerung der Gruppen eine politische Entscheidung. Für mich wäre sie nicht akzeptabel.
In diesen Tagen soll, über zwei Jahre nach dem Ausstand, nun endlich formal der Kita- Streik beendet werden. Kommt jetzt gleich die neue Kampfansage?
Die Erhöhung der Gruppengröße zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Provokation. Der Kita-Tarifvertrag ist ja noch nicht unterschrieben. Wenn wir unterzeichnen, werden wir dennoch an unserer Forderung festhalten, auch Gruppengrößen und Personalschlüsselbemessungen tarifvertraglich zu regeln.
Zählen Sie dabei auf die Beschäftigten?
Die Empörung bei den ErzieherInnen ist groß. Andererseits bin ich Optimist und glaube an die politische Einsichtsfähigkeit auch dieses Senats. Ich hoffe, das das heutige Signal verstanden wird und es nicht zu einer Erhöhung der Gruppengröße kommt. Wenn doch, werden wir uns unverzüglich zusammensetzen und ein langfristiges Konzept unter Einbeziehung der Eltern erarbeiten, wie einer solchen Politik begegnet werden kann. Dann wird es nicht bei Einzelmaßnahmen bleiben. Das Gespräch führte Gerd Nowakowski
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