bête du jour : INGO SCHULTZ fehlt der letzte Tick
Voll in den Hammer gelaufen
Die Erkenntnis kam leicht zu spät. „Das Rennen“, erkannte Ingo Schultz, „ist erst bei 400 Metern zu Ende.“ Das ist eine ziemlich prima Feststellung für einen 400-Meter-Läufer, nur: Sie kam, wie erwähnt, zu spät. Schultzens Rennen im Zwischenlauf nämlich war mehr oder weniger nach 300 Metern schon zu Ende. „Dann“, so der Hamburger, „kam der Mann mit dem Hammer.“ Die Zielgerade trudelte Schultz mehr, als dass er rannte. 46,02 Sekunden, Platz sieben, adieu Finale.
Dass ein Athlet, der als Vizeweltmeister anreist und im Vorkampf ausscheidet, enttäuscht ist, versteht sich von selbst. Ratlos wirkte der lange Kerl obendrein. „So ein Scheitern hat immer viele Ursachen“, sagte er nur, letztendlich habe ihm die Frische gefehlt, „der letzte Tick“. Dass dies mit dem Höhentraining zu tun haben könnte, dem sich Schultz in St. Moritz erstmals unterzogen hatte, wollte der 27-Jährige nicht ausschließen. „Vielleicht kommt die Form erst später“, orakelte er. Sollte die Form ganz ausbleiben, werde er sich die Höhenschinderei vor Olympia aber sparen. „Das macht dann ja keinen Sinn.“
Für Schultz war das enttäuschende Abschneiden in Paris eine neue Erfahrung. Bisher war es für den Berufssoldaten nur steil bergauf gegangen; sein völlig überraschendes WM-Silber von Edmonton konnte er im Vorjahr mit dem EM-Titel in München glanzvoll bestätigen. „Wenn man einmal eine Auszeit nimmt, ist das ja nicht so schlimm“, hofft er jetzt. Das nächste Mal soll dann aber auch sein Rennen wieder über 400 Meter gehen. KET