IMPFEN IST NUTZLOS – NUR EIN ANDERES KAUFVERHALTEN HILFT DEM HUHN : Ersatzdebatte fürs Verbraucherherz
Wer in das kaputte Furnier eines uralten Barockschranks investiert, legt sein Geld gut an. Wer sein Geld in die Gesundheit eines pestkranken Hähnchens investiert, dagegen nicht. Mal abgesehen davon, dass Sinn und Zweck von Impfungen sowohl wissenschaftlich als auch wirkungstechnisch stark umstritten sind – Impfungen sind vor allem betriebswirtschaftlich unsinnig. Erstens kostet der Impfvorgang – zweimal muss ein Geflügelvieh per Spritze behandelt werden – viel mehr, als das Betriebskapital Brathahn im gesunden Zustand wert ist. Und anders als beim Barockschrank steigt der Wert nach einer solchen Investition nicht, sondern sinkt. Hähne mit Impfstoff in den Venen gehen nun mal schwerer über die Ladentheke als impfstofffreie Hähne – wenn überhaupt.
Natürlich: Man kann auch moralisch argumentieren. Oder christlich. Das arme Federvieh, das jetzt sein Leben lassen muss. Das aber ist allenfalls scheinmoralisch. Der tägliche Umsatz in den Supermärkten zeigt: Geht es ums eigene Portemonnaie, denkt kaum jemand an „das arme Federvieh“. Der Absatz von Ökoeiern liegt aktuell beispielsweise bei knapp zwei Prozent. Bedeutet: Reichlich 98 Prozent aller Konsumenten scheren sich das liebe Jahr lang einen Dreck darum, wie es den Hühnern auf ihrem Produktionsplatz „Hühnerfarm“ geht.
Die Gesellschaft hat sich offenbar an derlei Umgang mit den nahrungsbringenden Viechern gewöhnt. Ungewohnt sind hingegen die Bilder, die jetzt aus Belgien oder den Niederlanden kommen: Ställe werden abgedichtet und dann mit Gas gefüllt, bis nichts mehr gackert. Oder Bilder, der mobilen Variante: Die Tiere enden in einem Wasserbad – das unter Strom steht. Gut ist, dass die Tierschutzorganisationen diese Bilder nutzen, um uns die Zustände im Stall vor Augen zu führen.
Schlecht ist, dass es dafür solcher Bilder bedarf: Solange der Verbraucher massenhaft zum „Billigei“ greift, so lange wird sich nichts ändern. Und Hoffnung auf Umdenken ist gänzlich unangebracht. Wer redet denn heute schon noch über die Maul-und-Klauen-Seuche. Die jetzt entbrannte Debatte um Impfungen ist also nur eine Ersatzdebatte – wenn auch eine fürs Verbraucherherz sehr willkommene. NICK REIMER