■ III. Wahl: Wurstrap inkl.
Immer nur neu, neu, neu? Skandal, Skandal? Das Fernsehen bietet doch mehr als nur (Un-)Interessantes. Von heute an widmen wir uns den tagtäglich mißachteten Sendeplätzchen zwischen Highlight und Routine.
„Bayern Champions“, Sa., 14.30 Uhr, BR
Mein Fernseher ist zertrümmert, und ich werde nie mehr Rundfunkgebühren zahlen. Aber bitte keine Fragen! Schon gar nicht zu dieser Wiederholung der anderthalbstündigen „Bayern Champions“ von 1998!
Bei diesem Städteduell trat das mittelfränkische Ansbach („Die Hauptstadt der Broatwurscht und Perle des französischen Rokoko“) gegen die oberpfälzische Stadt Cham („Über der die Sonne genauso oft scheint wie anderswo, obwohl der Regen durchfließt“) an. Moderiert wurde von Sportkommentator Gerd Rubenbauer. Kein Kommentar.
Die stellvertretend kämpfenden Bürgermeister wurden unterstützt von der einschlägigen Lokalprominenz. Und zu den sechs Wettkampfdisziplinen zählte u. a. das „Traditionsspiel“, bei dem der Ansbacher Siegfried Blank mit verbundenen Augen den Unterschied herausschmeckte zwischen Thüringer, Coburger, Ansbacher, Sulzfelder, Kulmbacher und Würzburger Bratwürsten. Ins Musikspiel schickte Ansbach die Band Ansbaretto mit ihrem Disco-Hit „Ansbach“ („Jeden Tag spür' ich die Lust am Leben, in den Mauern dieser Stadt zu Hause zu sein“) gegen einen Chamer Chor, der die „Rose vom Wörthersee“ umgetextet hatte in „Perle des Bayerwaldes“. Zudem sorgten Maria & Margot Hellwig mit ihrem Hit „Urlaub in Bavaria“ und dem „Weißwurst-Rap“ für Gaudi. Ansbach hat gewonnen. Bitte keine weiteren Fragen. Nur nicht nachdenken. Das kostet den Verstand. Maria & Margot Mauruschat
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