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IG MetallReformer setzen sich an die Spitze

Richtungswechsel bei der IG Metall: Vize Huber wurde vom Vorstand als neuer Chef nominiert. Dessen neuer Vize soll ebenfalls ein Reformer werden, der NRW-Bezirksleiter Wetzel.

Fahrstuhl zur Entscheidung: Peters (mit Vollbart) und Huber (rasiert) am Montag. Bild: dpa

BERLIN/FRANKFURT taz/reuters/dpa Der bisherige IG-Metall-Vize Berthold Huber soll neuer Chef der größten deutschen Gewerkschaft werden. Darauf einigte sich der Vorstand gestern in Frankfurt, wie die IG Metall mitteilte. Damit setzt sich wie erwartet ein Reformer an die Spitze der Metall-Gewerkschaft. Zuvor hatte der bisherige Vorsitzende Jürgen Peters erklärt, dass er auf eine erneute Kandidatur im November auf dem Gewerkschaftstag in Leipzig verzichtet. Peters gehört zum linken Lager der IG Metall.

Als neuer Zweiter Vorsitzender hat sich ebenfalls der Favorit durchgesetzt: Der nordrhein-westfälische Bezirksleiter Detlef Wetzel soll Hubers Stellvertreter werden. Er setzte sich gegen seinen niedersächsischen Amtskollegen und IG-Metall-Linken Hartmut Meine durch. Wetzel ist der Wunschkandidat von Huber. Die Entscheidung für Huber sei einstimmig gefallen, sagte Peters nach der Vorstandssitzung. Wetzel habe eine "überwältigende Mehrheit" im Vorstand erhalten.

Nach dem verlorenen Streik um kürzere Arbeitszeiten in Ostdeutschland hatte sich Peters vor vier Jahren auf eine Abmachung eingelassen, den Vorsitz der IG Metall im Herbst 2007 abzugeben. Sein damaliger Konkurrent um die Nachfolge des abgetretenen Gewerkschaftschefs Klaus Zwickel, Berthold Huber, wurde sein Stellvertreter.

Die Nominierung der neuen Führungsspitze sei "in mühseliger Kleinarbeit" erfolgt, sagte Peters. "Letztlich zählt das Ergebnis, und das Ergebnis ist gut." Zwei Gefolgsleute von Peters rücken in den siebenköpfigen Vorstand auf: Hans Jürgen Urban, bisheriger Leiter der Abteilung Gesellschaftspolitik, und die Hannoveraner Bezirkssekretärin Helga Schwitzer.

Die Delegierten des Gewerkschaftstag müssen noch über den Vorschlag des Vorstands abstimmen. Sie tagen vom 4. bis 11. November unter dem Motto "Zukunft braucht Gerechtigkeit" in Leipzig. Die IG Metall ist mit 2,3 Millionen Mitgliedern die mächtigste Gewerkschaft der Republik.

Als Ausgleich für das größere Gewicht der Reformer an der IG-Metall-Spitze soll Wolf-Jürgen Röder aus dem Vorstand ausscheiden. Er wird dem Huber-Lager zugerechnet. Für ihn soll Helga Schwitzer aus Niedersachsen gewählt werden. Kirsten Rölke soll auch ausscheiden. Zusätzlich gestärkt wird das linke Lager durch Peters engen Vertrauten Hans-Jürgen Urban. Der bisherige Leiter der Bereichs Grundsatzfragen und strategische Planung soll auf dem Gewerkschaftstag in den Vorstand gewählt werden. Peters selbst erklärte, der gefundene Personalvorschlag stelle einen breiten Konsens dar. Der neu nominierte Gewerkschaftschef Huber war zwar auf der Pressekonferenz anwesend, äußerte sich aber nicht.

Der Vorstand musste am Montag eine Entscheidung treffen, um den Eindruck eines Richtungsstreits zu vermeiden, wie er vor vier Jahren eskaliert war. Die Entscheidung war deshalb mit Spannung erwartet worden. Der Streit im Jahr 2003 hatte sich am verlorenen Streik um die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland entzündet und gipfelte im vorzeitigen Rücktritt des damaligen Vorsitzenden Klaus Zwickel. Dieser wollte Huber als Nachfolger haben, wogegen sich der damalige Zweite Vorsitzende Peters aber erfolgreich zur Wehr setzte. Monatelang konnte sich der Vorstand nicht auf einen Vorschlag einigen. Schließlich verständigte man sich auf ein Tandem aus Peters als Erstem und Huber als Zweitem Vorsitzenden.

TOK/URB

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