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I N T E R V I E W Rauch ist der beste Schutz

■ taz–Interview mit Dr. Wolfgang Schnetter vom Zoologischen Institut der Uni Heidelberg über Stechmücken–Stiche / Amerikanische Untersuchungen ergaben bisher keine Hinweise auf Aids–Übertragung

taz: Herr Schnetter, wie viele Schnakenstiche haben Sie selbst denn diesen Sommer schon abbekommen? Dr. Schnetter: Ich bin erst ein, zwei Mal richtig verstochen worden. Das liegt daran, daß ich hauptsächlich Grundlagenforschung im Labor betreibe und nur am Wochenende in die Gegenden komme, wo es reichlich Stechmücken gibt. Sind die Stiche unserer heimischen Stechmücken denn gesundheitsgefährdend oder einfach nur eine lästige Plage? Vorausschicken möchte ich, daß natürlich im Gegensatz zu den Tropen und Subtropen bei uns die Stechmücken keine gefährlichen Krankheiten übertragen. Es ist jedoch nicht zu leugnen, daß manche Menschen sehr empfindlich auf Stechmückenstiche reagieren. Die Stiche entzünden sich; in ganz schlimmen Fällen kann es sogar zu fiebrigen Erkrankungen kommen. Die Ursachen dafür sind noch nicht ganz geklärt, vermutlich sind es allergische Reaktionen. Dann gibt es Menschen, die weniger empfindlich reagieren, die sich mehr oder weniger daran gewöhnt haben. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Natürlich wurde jetzt auch die Frage laut, ob Stechmücken als Überträger von AIDS–Viren in Frage kommen. Diese Hypothese ist unter Wissenschaftlern seit zwei Jahren im Gespräch. Amerikanische Untersuchungen haben aber keinerlei Hinweise darauf ergeben, daß AIDS durch Mückenstiche übertragen werden kann. Grund dafür ist wohl, daß die Stechmücken nicht natürlicherweise Überträger von derartigen Viren sind, d.h. die ersten AIDS–Viren sind nicht an die Stechmücken angepaßt. Es ist anzunehmen, daß die AIDS–Viren, die bei einem Blutsaugen an einem AIDS–Erkrankten von der Mücke aufgenommen werden, in dieser Mücke nicht überleben können bis zum nächsten Stich an einem anderen Menschen. Offenbar sind auch bei den Stechmücken die Geschmäcker verschieden. Es gibt das Wort vom „süßen Blut“, das ihren Appetit besonders anzuregen scheint. Ist da was dran? Ja. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Menschen, die dicht beieinander leben, sehr unterschiedlich angegriffen werden. Das trifft vor allem auf die Stechmücken zu, die nachts ins Schlafzimmer eindringen. Da ist bei Ehepaaren oft zu beobachten, daß der eine Partner stark gestochen wird und der andere Parter weniger oder gar nicht. Offensichtlich gibt es Unterschiede bei den körpereigenen Duftstoffen, die den einen Menschen attraktiver, den anderen weniger attraktiv für die Schnaken machen. Genau geklärt ist das noch nicht. Wie sieht die Verteilung in ihrer Ehe aus? Es liegen da keine exakten Zählungen vor. Aber meine Frau wird ausgesprochen bevorzugt. Können Sie unseren Lesern konkrete Tips zum individuellen Schutz vor Stechmücken geben? Es sind in Apotheken und Drogerien verschiedene Mittel erhältlich, mit denen man sich schützen kann, die sogenannten Repellen, mit denen man sich einreibt. Da diese Mittel aber teilweise sehr aggressiv sind, sollte man sie lieber maßvoll benutzen. Sie enthalten zum Teil etwa Xylol, eine nicht ganz harmlose Substanz. Es wird auch vorgeschlagen, Vitamin B 12 einzunehmen, was aber nach Ansicht mancher Ärzte ebenfalls nicht unproblematisch ist. Also auch eher eine Notlösung. Ein wirklich sicheres Mittel gibt es nicht. Es sei denn, man wickelt sich wie ein Imker in ein dichtes Moskitonetz ein, was in den Sommermonaten schwer zu praktizieren sein dürfte. Wenn Sie nicht zu empfindliche Nachbarn haben, hilft natürlich ein qualmendes Feuer. Mit Rauch schützen Sie sich recht wirksam. Hilft vielleicht Knoblauch–Konsum gegen die kleinen Vamps? Darüber liegen mir keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vor. Interview: Thomas Scheuer

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