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I N T E R V I E W Es geht um die Spitzenhonorare

■ Jochen Brückmann (Vereinigung demokratische Zahnmedizin e.V.) zum Zahnärzte–“Streik“

Erleben wir denn nun tatsächlich den Einstieg in den Niedergang der deutschen Zahnheilkunde? Nein. Diese neue private Gebührenordnung vom Bundesarbeitsministerium enhielt ursprünglich kritikwürdige Elemente. Da wurden aber schon in der Anhörung am 25.5. im Ministerium (BMA) Änderungen zugesichert. Jetzt läuft eine Kampagne der Informationsunterdrückung durch die Standesfunktionäre. „Niedergang der Zahnmedizin“: das ist Wahrheitsverdrehung. (...) Man muß davon ausgehen, daß nach der Anhörung wieder Gespräche im BMA stattfanden, in denen die Funktionäre aber keine Verbesserung dieser Gebührenordnung formulieren konnten, um die neuzeitliche Zahnmedizin wiederzugeben. Es geht um die Honorarhöhe. Wenn da 30 es diese Pseudo–Diskussion um Beschneidung der Therapie–Freiheit, die bedrohte Weiterentwicklung der Zahnmedizin usw. nicht gegeben. Deshalb regen sich die Kollegen so auf? Ja, das Geld. Sicher, in besonders aufwendigen Bereichen, wie Zahnersatz, Kiefernorthopädie usw., ist abgewertet worden, zum Teil gesetzlich. Andererseits ist aufgewertet worden im konservierenden Bereich. Ich kenne Praxen - mit patientenorientierter Zahnmedizin in punkto Zahnerhaltung - die haben diese neue Gebührenordnung durch ihren Computer laufen lassen, die werden sich besser stehen als vorher. (...) Man muß das in dem Gesamtzusammenhang sehen. Es wird vom Ruin der zahnärztlichen Praxis gesprochen. Dabei würde jedes zahnärztliche Einkommen gut ausreichen, ein vernünftiges Leben zu führen. Die Spitzeneinnahmen waren in den letzten vier Jahren so exorbitant, daß diese Leute ihre (leider oft durch nicht sehr gute Behandlungen) angehäuften Güter wirtschaftlich irgendwie festlegen mußten. Diese ganzen Bauherrenmodelle, Abschreibungs–Filme, Landkäufe in Kanada oder weiß der Geier was. Das sind langfristige private Verpflichtungen. Und dieses hohe Einkommensniveau ist zumindest nicht mehr gestiegen. Nur, das kann keine gesundheitspolitische Relevanz haben, wenn jemand seine privaten Eskapaden nicht mehr zahlen kann. (kno)

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