Hurricane-Veranstalter über Überfüllungs-Vorwurf: "Manche Bands wollen ins Zelt"

70.000 Gäste kamen, doch nur wenig Tausend passen in die Bühnen-Zelte. Besucher mussten teils draußen bleiben. Dafür ging es dieses Jahr etwas ökologischer zu.

Nass, aber genug Platz für alle: Eine der beiden Open-Air Bühnen auf dem Hurricane-Festival. Bild: dpa

taz: Herr Barendregt, Tausende Besucher des Hurricane Festivals waren bei einem Teil der Konzerte Zaungast, weil die beiden Bühnenzelte den Ansturm oft nicht fassten. Hätte man das nicht anders lösen können?

Jasper Barendregt: Unser Ziel ist, dass jeder die Bands sehen kann, die er will. Wir versuchen mit hohem Aufwand vorher abzuschätzen, wie viele Zuschauer die Bands anziehen. Danach gestalten wir das Programm und disponieren die zwei Open-Air- und die zwei Zeltbühnen. In die Zelte dürfen aus Sicherheitsgründen aber nur zwei Besucher pro Quadratmeter. Das ist wichtiger als alles andere. Und größer machen können wir die Zelte aus technischen Gründen nicht.

2010 musste ein Konzert in einem Zelt abgebrochen werden. Warum haben Sie diesmal nicht vier offene Bühnen aufgebaut?

Wir hatten vor, diesmal die Seitenwände der Zelte zu öffnen, so können mehr Leute zuschauen. Doch das geht nur bis zur Windstärke sechs. Die wurde am Wochenende leider oft überschritten. Die Konzerte aus einem Zelt haben wir per Videoleinwand nach draußen übertragen.

Ginge es nicht ganz ohne Zelt?

Manche Bands, vor allem die Elektro-Acts, brauchen die Atmosphäre im Zelt, einige Künstler wollen das ausdrücklich. Draußen käme nicht dieselbe Stimmung auf. Außerdem lässt sich der Sound von vier offenen Bühnen nicht sauber trennen.

An den Zelten wurden oft Polizeieinheiten abgestellt. Verträgt sich das mit der gewünschten Festivalstimmung?

Drückende Massen sind gefährlich, auch wenn wir mehr als genügend Ordner im Einsatz haben. Die bloße Präsenz von Polizei kann daher manchmal dazu beitragen, dass die Lage ruhig bleibt.

Nach 14 Jahren Hurricane gab es nun erstmals einen Öko-Zeltplatz. Weshalb?

Jeder weiß, dass ein Festival einen CO2-Fußabdruck hat. Wir wollen den kleiner machen. Der neue Green-Campingplatz war deshalb nur für Leute geöffnet, die sich verpflichtet haben, Lärm und Müll zu vermeiden.

Hat das funktioniert?

Ja. Über 10.000 Besucher haben sich dafür registriert. Wir hoffen, dass es in Zukunft mehr werden.

Ging es nur um den Müll?

Nein. Deswegen gehörte zum Beispiel ein Fahrradparkplatz dazu. Wir wollen die Leute animieren, nicht mit dem Auto zu kommen. Der Metronom hat dabei hervorragend kooperiert, viele Züge haben außerplanmäßig in Scheeßel gehalten. Das haben wir publiziert und konnten so die Zahl der Zug-Anreisen steigern.

Dennoch kommen noch sechs von sieben Hurricane-Besuchern mit dem Auto. Beim süddeutschen Schwesterfestival Southside ist bald das Länder-Ticket der Bahn inklusive. Weshalb nicht in Niedersachsen?

JASPER BARENDREGT 38, ist Leiter des Hurricane-Festivals in Scheeßel, einem der größten deutschen Open-Airs. Zuvor hat er die Asien-Spiele in Katar organisiert.

Das ist auf jeden Fall unser Wunsch, und wir arbeiten daran. 100 Prozent Zug-Anreisende und 100 Prozent Green Camper auf unserem Festival - und wir als Veranstalter wären selig.

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