: Hungern nicht vegan
betr.: „Pflanzlich in den Tod getrieben“, taz vom 17.11.04
Schon zu Anfang der Untersuchungen in dem Fall des kleinen Leon stand fest, dass nicht die vegane Ernährung schuld an seinem Tod war, sondern eine Lungenentzündung und die Tatsache, dass er nichts gegessen hatte. Sicher kann man nichts essen auch als eine Form des Veganismus bezeichnen – jedenfalls dann, wenn man absolut keine Ahnung hat, wovon man eigentlich spricht. Die Eltern des Jungen sind zu bestrafen dafür, dass sie keinen Arzt aufgesucht haben, um die Lungenentzündung behandeln zu lassen; sie sind zu bestrafen dafür, dass sie zusahen, wie ihr Kind nichts aß; und sie sind zu bestrafen dafür, dass sie nun die vegane Ernährung als Vorwand angeben. Es gibt unzählige gesunde vegan ernährte Kinder. Anstatt also den platten Aussagen von so genannten Ernährungswissenschaftlern (sie stehen häufig auf der Lohnliste von Fleisch- und Milchindustrie) Glauben zu schenken, wäre es an der Zeit, dass Sie bezüglich dieses Themas anfangen, seriösen Journalismus zu betreiben. NIELS DREWES, Detmold
Als Arzt stelle ich fest: Die vegane Ernährung ist eindeutig gesund. Die ADA (American Dietetic Association) hat im Juni ein Positionspapier veröffentlicht, die zentralen Statements: „Es ist die Position der ADA, dass eine entsprechend geplante vegetarische Ernährung gesund und ernährungsmäßig ausreichend ist und gesundheitliche Vorteile bei der Vorbeugung und Behandlung bestimmter Krankheiten bietet. (...) Eine gut geplante vegane (...) Ernährung ist für jede Lebensphase geeignet, inklusive während der Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und in der Pubertät ...“ Auch Claus Leitzmann vom ernährungswissenschaftlichen Institut der Universität Gießen machte folgende Feststellung: „Studien zeigen, dass Veganerlnnen im Durchschnitt deutlich gesünder sind als die allgemeine Bevölkerung.“ Den Eltern quasi per sé eine ungesunde und todbringende Ernährungsform vorzuwerfen, ist absurd. Dieser Fall ist typisch dafür, wie die Fleischindustrie es geschafft hat, Behörden, Staatsanwälte, Presse und die Öffentlichkeit durch ein geschicktes Marketing zu täuschen und zu manipulieren. Die Wahrheit ist: Fleisch und tierische Fette machen krank und sind für eine Reihe von Erkrankungen wie Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen verantwortlich.ERNST W. HENRICH, Siegen
Eine vegane Ernährung ist höchst gesund. Und zwar nicht nur für die Allgemeinbevölkerung, sondern auch für Sportler und Kinder. Selbstverständlich kann man sich auch als Veganer falsch ernähren. Aber das gilt für JEDE Ernährungsform. Die Fleischesser, also der überwältigende Teil der Bevölkerung, sind der beste Beweis dafür: Krankenhäuser und Friedhöfe (sind) voll von Menschen, die sich mit Messer und Gabel systematisch ihre Gesundheit ruinierten. HELMUT F. KAPLAN, PETA-Deutschland e. V.
Nur weil die Familie aus Bad Driburg mit dem tragischen Todesfall sich rein pflanzlich ernährt, ist sie nicht zwangsläufig vegan. Vegan ist, wer aus ethischen Gründen keine Produkte tierlichen Ursprungs konsumiert. Nicht vegan ist, wer beispielsweise auf Roh- oder Gesundkost umsteigt und auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ablehnt. Nach meinen Recherchen handelt es sich hier eben nicht um Veganer, sondern um Gesundköstler. Veganismus ist nicht das Weglassen von Nichtveganem, sondern in der Regel eine komplette Umstellung. In Krefeld wurde kürzlich vor Gericht über Eltern verhandelt, die ihr Kind verhungern ließen. Da hat niemand den Alkoholismus des Vaters oder die currywurstorientierte Ernährung thematisiert. Die Eltern waren arme Sozialfälle, von Arbeitslosigkeit geplagt, quasi in die Sucht getrieben. VOLKER KÖNIG, Tönisvorst