: „Hubi, pass‘ auf dich auf!“
Wer ist Hubertus Heil? Das fragen sich am Tag nach der Nominierung des 33-Jährigen zum Generalsekretär der SPD viele. Eva Schlaugat hat den jungen Niedersachsen entdeckt und gefördert
Hubertus ... wer? Viele wundern sich über die Nominierung von Hubertus Heil zum Generalsektretär der SPD. Heil wurde im Wahlkreis Gifhorn-Peine direkt in den Bundestag gewählt – es ist die dritte Legislaturperiode für den gebürtigen Hildesheimer, der gestern 33 wurde. In Berlin ist er bislang nicht besonders aufgefallen. Beim Aufstieg geholfen haben dürfte ihm sein Netzwerker-Kollege, der designierte SPD-Umweltminister Sigmar Gabriel. Seine politische Entdeckerin ist jedoch die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Schlaugat.
taz: Waren Sie von Heils Nominierung als Generalsekretär überrascht?
Eva Schlaugat: Nicht, was seine Fähigkeiten betrifft. Nur weil er ziemlich jung ist, heißt das ja nicht, dass er kein politisches Schwergewicht ist.
Wie haben Sie davon erfahren?
Ich habe ihn am Dienstag Abend getroffen, als ihm das Amt gerade angetragen worden war. Er war blass und ziemlich nachdenklich. Es ist nicht so, dass Hubertus da mit einer Hau-Ruck-Haltung rangegangen ist.
Wie sind Sie auf Heil aufmerksam geworden?
Als ich Anfang der 90er Jahre für die SPD Bundestags-Kandidatin im Wahlkreis Peine-Gifhorn wurde, habe ich für den Vorwahlkampf Helfer gesucht. Da fiel mein Blick auf Hubertus Heil. Er war damals 18 oder 19 Jahre alt und bei den Jusos in Peine, hatte sich aber bereits durch seine politische Klugheit einen Namen gemacht. Hubertus konnte schon damals Dinge gut zusammenfassen und transportieren. Bei der Wahl 1994 hat es nicht geklappt. Als ich schließlich 1998 in den Bundestag nachrückte, holte ich ihn als wissenschaftlichen Mitarbeiter. Da hat er ins Parlamentsleben hineinriechen können. Ein Jahr zuvor hatte ich ihn als Bundestagskandidat für den Wahlkreis vorgeschlagen. Da hatte sich schon etwas mehr als eine politische Freundschaft entwickelt.
Beobachter sagen, Heil sei ein aalglatter Karrierist.
Das stimmt nicht. Er ist kein Karrieretyp, ich finde ihn menschlich und klug. Aber man muss sich in der Politik verkaufen können, auch, wenn man jung ist.
Wie ist der Kontakt mit Matthias Platzeck zustande gekommen?
Während er in Potsdam Politologie und Soziologie studierte, arbeitete Hubertus im Büro einer SPD-Landtagsabgeordneten. Da hat er wohl auch Kontakte zur brandenburgischen SPD geknüpft.
Wird sich Heil im Berliner Haifischbecken behaupten können?
Er wird das Amt vielleicht nicht vom ersten Tag an mit Bravour ausfüllen können, aber er hat das Zeug dazu.
Wird er ein politischer Generalsekretär, wie die Partei fordert, oder nur ein Sekretär des neuen Vorsitzenden Platzeck?
Frau Nahles ist wohl kaum daran gescheitert, dass sie ein politisch denkender Kopf ist. Auch Hubertus ist ein politischer Mensch. Zudem besitzt er große Integrationsfähigkeit, ist hochintelligent und äußerst pragmatisch.
Wo sehen Sie Hubertus Heil in zehn Jahren?
Ich hoffe, dass er nicht zu früh in Berlin verheizt wird. Ich habe immer gesagt: „Hubi, pass auf Dich auf, du sollst mal Kanzler werden!“
Interview: Kai Schöneberg
Weitere Berichte: brennpunkt SEITE 3 und meinung SEITE 11