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Hotels als ArbeitgeberMehr Putzen nach Tarif

Immer weniger Hotels in Hamburg beauftragen Fremdfirmen - dennoch putzen noch immer viele Zimmermädchen für Dumpinglöhne.

Wünschen sich Löhne nach Tarif: Hotelbeschäftigte. Bild: dpa

HAMBURG taz | "Wie stellen Sie sicher, dass die Reinigungskräfte, die in Ihrem Hotel arbeiten, nach Tarif bezahlt werden?" Diese Frage stellte das Straßenmagazin Hinz&Kunzt 197 Hamburger Hotels - und veröffentlichte die Ergebnisse in einem Ranking in seiner Februar-Ausgabe, die seit Montag erhältlich ist. Der so genannte Hotelreport, in dem die Sterne danach vergeben werden, wie die Zimmermädchen bezahlt werden, wurde bereits zum dritten Mal durchgeführt - und die Ergebnisse werden langsam besser.

Hatten 2008 noch 69 Hotels erklärt, sie hätten ihre Zimmermädchen selbst angestellt und zahlten einen festen Stundenlohn von mindestens 7,50 Euro die Stunde, so sind es dieses Mal bereits 88 Hotels. Für die Zimmermädchen ist das wichtig, denn sobald sie von einer fremde Reinigungsfirma beauftragt werden, hat das Hotel keinen Einfluss mehr auf ihre faire Vergütung.

Die meisten werden nicht pro Stunde, sondern pro gereinigtem Zimmer bezahlt, im Report ist sogar von 2,70 Euro pro Zimmer die Rede. Hotels, die ihre Reinigungskräfte selbst anstellen, wie das Hotel Mövenpick oder das Best Western Premier Alsterkrug, zahlen ihren Reinigungskräften hingegen feste Löhne - unabhängig davon, wie viele Zimmer tatsächlich geputzt wurden.

Was der Report nicht mehr berücksichtigen konnte: Zum 1. 1. 2011 wurde laut dem Hamburger Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen. Jetzt werden Pagen, Zapfer und Reinigungskräfte mit 1.301 Euro brutto vergütet. Das entspricht einem Stundenlohn von 7,52 Euro. Laut eigener Aussage zahlen alle 280 Hamburger Hotels, die im Dehoga Mitglied sind, Tariflohn. "Oder mehr", sagt deren Sprecherin Ulrike von Albedyll der taz.

"Wir verurteilen es aufs Schärfste, wenn Dumpinglöhne gezahlt werden." Wenn ein Hotel eine externe Reinigungsfirma beauftrage, könne es nie sicherstellen, dass deren Angestellte tatsächlich den geforderten Stundenlohn bekommen - auch wenn er vertraglich zugesichert ist.

Das "Outsourcing" bestimmter Dienstleistungen in Hotels begann vor etwa zehn Jahren. So konnte eine Reinigungsfirma die personellen Kapazitäten des Hotels stets sicherstellen. "Die daraus resultierenden Dumpingpreise fallen letztendlich auf das Hotel zurück", sagt Albedyll. Für viele scheint diese Prognose nicht abschreckend genug zu sein: Laut Hotelreport beauftragen immer noch 111 Hotels Fremdfirmen, um ihre Zimmer putzen zu lassen.

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1 Kommentar

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  • H
    Hans

    Warum sollten Hotels anders sein als große Konzerne? Den Konsumenten ist es vielerorts leider auch egal, wenn ihre Autos mit Teilen aus Dumpingproduktionen zusammengeschraubt werden oder ein Teil der Fabrikarbeiter nur temporär und für Minigeld angestellt wurde.

    Bei den Hoteliers und vielen anderen aus diesem Bereich ist der Wettbewerb das Argument für miese Entlohnung und Zusammenarbeit mit miesen Firmen. Die sagen, wenn ich das nicht tue, mache ich keinen Gewinn, müsste ich schließen etc.

    Dabei gibt es schon eine 400-EURO-Regelung, befristete Verträge, Ausnutzung von Auszubildenden und Praktikanten - den Hoteliers stehen x Möglichkeiten zu Verfügung, um ganz legal niedrig zu bezahlen.

    Wenn dann noch 111 Hotels nicht solche Möglichkeiten nutzen können, dann sollte man sich mal fragen, welche Personengruppe eigentlich Hotels leitet oder besitzt. Letztlich muss eine Regulation greifen, sonst zahlen Millionen Steuerzahler dafür, dass Unternehmen Arbeitskräfte zu Discountpreisen einkaufen.