piwik no script img

Honduranische Luftwaffe schoß Flugzeug ab

■ Der Pilot der kurz vor der Grenze zu El Salvador abgeschossenen Maschine soll US–Bürger sein / Nicaragua vermutet Versorgungsflug für die Contra / Honduras und USA sprechen von Rauschgifttransport / Gespannte Beziehungen unter den mittelamerikanischen Ländern

Aus Managua Ralf Leonhard

Die honduranische Luftwaffe hat in der Nacht zum Dienstag kurz vor der salvadorianischen Grenze ein Transportflugzeug abgeschossen, das von Nicaragua her in den honduranischen Luftraum eingedrungen war. Während honduranische Rundfunksender zunächst von einem sandinistischen Spionageflugzeug sprachen, glaubt man in Managua, daß sich die Armeemaschine nach einem Nachschubflug für die Contra auf dem Rückweg nach El Salvador befunden hat. Nach Angaben der honduranischen Luftwaffe kamen die drei Insassen der abgeschossenen Maschine ums Leben. Der Pilot sei ein US–Bürger namens Joseph Bernard Mason. Das Flugzeug trage das Kennzeichen N–49454, im Innern sei allerdings die kolumbianische Nummer HK 313 verzeichnet. Amtliche Stellen in den USA und Honduras vermuteten, daß es sich um einen illegalen Rauschgifttransport handelte. Über den Flugverlauf machte die honduranische Armee widersprüchliche Angaben. Am Dienstag meldete sie, daß ein Flugzeug, das eine Douglas C–47 (US–amerikanischer Bauart) sein könnte, am Montag um 23.30 Uhr von Nicaragua her in honduranischen Luftraum eingedrungen sei. Kampfflugzeuge der honduranischen Luftwaffe hätten den Eindringling verfolgt und vergeblich zum Landen aufgefordert. Daraufhin sei die Maschine knapp vor der salvadorianischen Grenze, nahe der Ortschaft Cucayagua im Departement Copan abgeschossen worden. Später wurde von gleicher Quelle behauptet, das Flugzeug sei bei der Ortschaft Palmital im Departement Lempira abgeschossen worden. Das Verteidigungsministerium in Managua erklärte am Dienstag in einer knappen Stellungnahme, Nicaraguas einzige C–47 befinde sich auf dem Boden und sei außerdem völlig fluguntüchtig. Man müsse annehmen, daß die abgeschossene Maschine Waffen für die Contra transportiert habe. Das Waffenlager und die kleine Luftflotte der Contra auf der salvadorianischen Luftwaffenbasis Ilopango waren im Vorjahr eilends verlegt worden, nachdem der am 5. Oktober von sandinistischen Soldaten abgeschossene US–Söldner Eugene Hasenfus das Versorgungsnetz der Contra in den Nachbarländern offengelegt hatte. Der Abschuß des Flugzeuges könnte die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen Nicaragua und Honduras weiter verschärfen. Am Dienstag wurde das nicaraguanische Grenzdorf Santo Tomas del Nance evakuiert, nachdem es am Vortag von honduranischer Seite her beschossen worden war. Artilleriegeschosse hatten drei Bauern und einen Grenzschutzsoldaten getötet. Der Militärchef der Zone machte das 11. Infanteriebataillon der honduranischen Armee für die Attacke verantwortlich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen