Hohe Vergewaltigungsrate in Südafrika: 40 Prozent der Kinder betroffen
Südafrikas Kriminalitätsrate ist dramatisch hoch: Eine neue Studie zeigt, dass 40 Prozent aller Schüler in Südafrika Opfer von Vergewaltigung werden.
JOHANNESBURG dpa/taz In Südafrika sind nach einer Studie 40 Prozent aller Schüler unter 18 Jahren vergewaltigt worden. Das ist das Ergebnis einer Befragung an 1.200 Schulen des Landes, die am Montag veröffentlicht wurde. Die Forscher Neil Andersson und Ari Ho-Foster vom CIET Trust in Johannesburg hatten die sexuelle Gewalt unter Schülern untersucht.
In 20 Prozent aller Fälle gaben die Opfer an, der Täter sei ein Lehrer gewesen. Weitere 28 Prozent wurden von Mitschülern gezwungen, 18 Prozent von einem erwachsenen Familienmitglied und weitere 28 Prozent von einem Lehrer oder einer anderen Person, die nicht zum Familienkreis zählte. Erzwungener Sex mit männlichen Jugendlichen galt bis zu einer Gesetzesänderung im Jahr 2007 in Südafrika nicht als Vergewaltigung, sondern wurde höchstens als unzüchtiges Verhalten geahndet.
Südafrika hat eine der höchsten Vergewaltigungsraten der Welt: Die Polizei meldete für 2006 mehr als 52.000 angezeigte Fälle. Für das vergangene Jahr veröffentlichte die Polizei wegen der Gesetzesänderung nur die Anzeigen von April bis Dezember 2007, die bei 36.190 Fällen lagen - im Schnitt 131 pro Tag. Mit einer Verurteilung müssen nur fünf Prozent der Täter rechnen.
Die University of South Africa schätzte vor einigen Jahren, es gebe in Wirklichkeit eine Million Vergewaltigungen pro Jahr. Für eine in Südafrika geborene Frau sei die Wahrscheinlichkeit, vergewaltigt zu werden, höher als die, lesen und schreiben zu lernen, errechnete daraus der britische Sender BBC.
Die hohe Zahl von Vergewaltigungen gilt als ein Grund für die rapide Ausbreitung von Aids in Südafrika. Im Vorfeld der Fußball-WM 2010 ist die hohe Kriminalitätsrate auch zum politischen Streitthema geworden. Aus den jüngsten Polizeistatistiken, die Ende Juni veröffentlicht wurden, geht hervor, dass noch immer in dem Land am Kap jeden Tag über 50 Menschen ermordet werden - das sei immerhin die niedrigste Zahl seit Ende der Apartheid 1994, erklärte Sicherheitsminister Charles Nqakula. Behindert wird effektivere Verbrechensbekämpfung durch Korruptionsskandale, die unter anderem zur Beurlaubung von Südafrikas Polizeichef Jackie Selebi geführt haben. D.J.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin