piwik no script img

PORTRAITHoffnung für Ecuador

■ In Ecuador wurde der Sozialistische Kandidat Rodrigo Borja gewählt / Stichwahl zum Präsidentenamt am 8. Mai

Erwartungsgemäß setzte sich Sonntag bei den Wahlen im Andenstaat Ecuador der von der sozialistischen Internationale unterstützte Kandidat Rodrigo Borja mit 20 Prozent der Stimmen durch. Er muß am 8. Mai in einer Stichwahl gegen den zweitplazierten Abdala Bucaram (15,3 Prozent) antreten. Sixto Duran, der Mann der herrschenden Regierung, landete unter zehn Bewerbern auf Platz drei.

In diesem zweiten Wahlgang stehen sich die zwei populären Richtungen gegenüber. Zwar hat Ex-Präsident Osvaldo Hurtado für die Christdemokraten erklärt, „wir unterstützen die Kandidatur des linken Kandidaten im zweiten Wahlgang“, doch Bucaram kann an die immer noch ungebrochene Popularität des Ex-Präsidenten Roldos anknüpfen. Roldos, erster demokratisch gewählter Präsident Ecuadors nach der Militärdiktatur, kam 1981 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Ein Unfall – so der offizielle Untersuchungsbericht. Doch die Attentatsgerüchte sind nie verstummt. Roldos, vom Volk geliebt, von der wirtschaftlichen Oligarchie gehaßt, hatte für seine Politik der demokratischen Öffnung Unterstützung über die Parteigrenzen hinweg erhalten.

Seinen politischen Einstieg hatte Borja als Kongreßabgeordneter für die Liberalen gesucht. Doch die Allianz der Liberalen mit der Rechtsgruppierung von Velasco Ibassa zwang ihn zum Bruch. Immer deutlicher tendierte er seitdem nach links, schloß sich der neugegründeten Izquierda Democratica an. Als 1970 Ecuador einen neuerlichen demokratischen Anlauf unternahm, erkämpfte Borja für die Izquierda Democratica ein Parlamentsmandat. Aber nur wenige Tage danach erklärte Velasco für Ecuador die Diktatur und schloß den Kongreß. Borja wurde verhaftet. Die Zwangspause nutzte Borja zu einer Umstrukturierung der Izquierda Democratica, die ihn schließlich 1979 an die Spitze der Partei brachte. Bei der Präsidentenwahl schaffte er auf Anhieb den vierten Platz. Wie 1984 ist er auch heute wieder aussichtsreichster Kandidat für die Stichwahl. Harte Kritik hat Borja während der Wahlkampfaffären an der Wirtschaftspolitik und den Menschenrechtsverletzungen der jetzigen Regierung von Febres Cordero geübt. Er propagiert eine Wirtschaftspolitik „von unten“, will die wirtschaftlichen Bedingungen der verarmten Klassen ändern. Gewaltfreie Politik, nationale Einheit und eine auf Lateinamerika orientierte Politik sind seine Ziele. Klaus Keil

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen