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Höchste Radioaktivität seit ErdbebenRekordstrahlung in Fukushima

Mehr als zehn Sievert Strahlung! So viel wurde am Atomkraftwerk Fukushima 1 jetzt gemessen. Den Grenzwert für Arbeiter hat Japan erst kürzlich von 100 auf 250 Millisievert angehoben.

12. März: Rauch aus Fukushima 1. Jetzt wurde dort die höchste Strahlung seit dem Unglück gemessen. Bild: dapd

TOKIO dpa | Am havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima Eins hat der Betreiber Tepco einem Medienbericht zufolge die höchste Radioaktivität seit dem verheerenden Erdbeben im März gemessen. Mehr als zehn Sievert pro Stunde betrug demnach die Strahlung am Boden eines Abzugsrohrs zwischen den Reaktoren 1 und 2, wie die Agentur Jiji Press am Montag meldete.

In Sievert (Sv) wird die biologische Wirkung radioaktiver Strahlung auf Menschen, Tiere oder Pflanzen angegeben. Entscheidend ist die jeweilige Zeiteinheit, auf die die Angaben bezogen werden.

Die natürliche Hintergrundstrahlung in Deutschland – verursacht etwa durch radioaktive Substanzen im Boden wie Radon – beträgt im Schnitt 2,4 Millisievert im Jahr und gilt als unbedenklich. Bei 1000 Millisievert (gleich 1 Sievert) steigt das Risiko, an Krebs zu erkranken, um zehn Prozent. Bei einigen Menschen lösen bereits 100 Millisievert körperliche Folgen wie Übelkeit und Erbrechen aus.

Angesichts der Atomkatastrophe hob die japanische Regierung die zugelassene Höchstgrenze für Arbeiter in einem Kernkraftwerk von 100 auf 250 Millisievert an

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8 Kommentare

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  • AK
    Alfred Körblein

    Bei 1 Sievert steigt die Krebsmortalität nicht, wie im Artikel gesagt, um 10%, sondern um ca. 40%. Und das nur, wenn man die zweifelhaften Werte der ICRP zugrundelegt, wonach das zusätzliche Risiko an Krebs zu sterben 0,1 pro Sievert beträgt. Da bei uns jeder vierte Mensch ohnehin an Krebs stirbt, das spontane Risiko also 0,25 beträgt, beträgt das Zusatzrisiko 0,1/0,25=0,4 oder 40%.

  • G
    Gregor

    Ich hab mal die alte SPIEGEL ONLINE Millisievert-Infografik aktualisiert. Nur so zum Vergleich: http://vis4.net/labs/10000mSv.png

  • CB
    Christian Bechmann

    Die "vorübergehenden Kernschmelzen" nehmen also volle Fahrt auf. Es ist zu befürchten daß die 10 Sievert pro Stunde auch schon überholt sind. Die genutzten Messgeräte können, laut Heute-Nachrichten, nicht über 10 Sievert hinaus Messergebnisse liefern.

  • E
    Emily

    Ein Sievert gilt als tödliche Dosis, bei der kein Arzt mehr auch nur einen Finger rührt, sagte mal mein Lehrer für Physik. Von daher halte ich das mit den nur 10% erhöhtes Krebsrisiko für fragwürdig.

  • T
    tsitra

    Diese Art von Anpassung läuft schon seit etlichen Jahrzehnten und nennt sich wohl Technokratie:

     

    Erhische Werte wie Mitgefühl und Verantwortung werden

    an den technischen "Fortschritt" angepasst und nicht der technische "Fortschritt" an erhische Werte.

     

    (Natürlich gibt es auch wirklichen technischen Fortschritt, wie z.B Photovoltaik oder Fahrräder)

     

    Aber: Krebs kriegen ja immer die anderen, ... also keine Panik!

     

    Die Ablehnung von Kernkraft ist meist nur ein

    Lippenbekenntnis, also Geschwätz, (temporäre und situationsbezogene Wichtigtuerei.)

     

    Wenn die musikalischen Fähigkeiten einer Person sich darauf beschränken, dass sie auf der Blockflöte ein einziges einfaches Kinderlied spielen kann, sollte sie sich nicht als Musiker bezeichnen.

    Wenn jemand die SPD und/oder die Grünen wählt und mal irgendwann irgendwo äußert, dass er/sie gegen Atomkraft ist, solte er/sie sich nicht als Atomkraftgegener/in bezeichnen.

    Denn irgendwie können die laut jahrelangen Meinungsumfragen 67% Atomkraftgegener aller Deutschen wohl keine tatsächlichen Atomkraftgegner sein, denn sonst sähe die Wirklichkeit bezüglich Plutoniumproduktion (=Stromerzeugung durch AKW) anders aus.

    Klartext: Es gäbe schon lange keine Atomkraftwerke mehr in der BRD.

     

    Die feste Größe mit denen die Machthaber, Wirtschaftsmanager und Politiker immer rechnen können

    ist, dass die allermeisten, wenn überhaupt, "den Hintern" (bzw. Herz, Hand und Verstand)

    nur für ein Kreuz auf dem Wahlzettel "hochkriegen". Weiter unten gehe ich auf mögliche Gründe dieser quasi "Apathie" ein.

     

    Es gibt daher sehr gute Gründe eine(n)Atomkraftgegner/in

    folgendermaßen zu definieren:

    Ein(e) Atomkraftgegner/in ist ein Mensch der aktiv Widerstand leistet, indem er/sie bereits seit

    vielen Jahren keinem Plutoniumproduzenten (AKW-Betreiber) sein Geld gibt und/oder

    häufig auf Demonstrationen und Blockaden seinen Unmut öffentlich äußert, außer dass

    er/sie eine Anti-AKW Partei wählt.

     

    (Ich halte die Wahl eines ökologischen Stromversorgers für die weitaus effektivere und stilvollere Methode!)

    Gemessen an dieser Definition sind nur ca. vier Prozent Atomkraftgegner und die Welt ist wieder in Ordnung:

    Da es kaum Atomkraftgegner gibt, habe wir reichlich AKWe in Deutschland und Europa und die Demokratie hat mal wieder gesiegt.

     

    Gemäß jahrelangen Meinungsumfragen sind ca. 67% der Deutschen gegen Atomkraft.

    Ein eindrucksvolles Beispiel dafür was Umfragen bzw. Statisiken taugen, denn deutlich weniger als

    fünf Prozent beziehen Ökostrom und noch viel weniger beteiligen sich häufig auf Demonstrationen und Blockaden.

    Umfragen und Statisiken sind oft das Papier nicht wert auf dem sie gedruckt sind, bzw. bieten sie zahlreiche Auswertungs- also Deutungsmöglichkeiten.

     

    In diesem Fall dokumentieren sie, dass es massenhaft Schwätzer und Schwätzerinnen gibt und/oder massenhaft Menschen mit einer schäbigen "Wisch-mir-den-Hintern-ab-mach-mir-ein-Butterbrot-bind-mir-die Schuhe-zu"-Mentalität herumlaufen.

    Es kann doch kein Zweifel daran bestehen, dass die Politikerdie "Energiewende" nicht alleine hinkriegen können.

     

    Woran liegt es, dass laut etlichen Umfragen seit Jahren

    schon ca 2/3 aller Deutschen gegen Atomkraft sind, etliche auch "Grün wählen" aber nur ganz wenige den Strom bei einem Ökostromanbieter kaufen? Woran?

     

    Diese Anti-AKW-Gesellschaft wollte nun insbesondere seit "Tschernobyl" keine Atomkraft mehr.

    Politisch aktive Menschen hatten es geschafft, endlich den Strommarkt zu liberalisieren.

    Die AKW-Skeptiker bekamen nun endlich alternativ zu "Plutonium-Strom" etwas anderes

    , nämlich "Öko-Strom" angeboten und wollten den offenbar nun auch nicht und blieben daher

    beim "Plutonium-Strom". Passt zwar nicht so ganz... "macht aber nicht's"...

    Letzeres erinnert mich sehr an eine Gruppe von grundlos "verdrehten" motzigen Kindern,

     

    Wie sollen sich regenerative Energien in einem vernüftigen, also starkem Maß ausbreiten, wenn kaum jemand diese kauft? Wie soll das gehen?

     

    Welche Rolle spielen hier die Lehrerinnen und Lehrer in der Schule?

    Überhaupt das ganze Erziehungswesen? (und Eltern, die eben genau dieses zulassen oder gar gutheißen?)

    Lehrerinnen und Lehrer hinken zu oft ihrer besonderen (!) Verantwortung sehr weit hinterher, auch weil sie selbst häufig charakterlich sehr defizitär sind

    und daher unter anderem z.B. eine ausgeprägte "Geiz ist geil" Mentalität pflegen.

     

    Sie sind in oft in ihrer Wahrnehmung und ihrem Charakter so eingeschränkt, dass sie ein temporäres Glücksgefühl beim Kauf von (vermeintlich) billigem "Plutonium-Strom" wichtiger finden, als einen elektrischen Strom, der ihren eigenen(!) Maßstäben

    (wie z.B. Vernuft, Gesundheit, Friedlichkeit, Nachhaltigkeit etc.) gerecht wird.

    Das ist "megamäßige" Heuchlerei. Es ist als drehe sich mir der Magen um. Man möchte fliehen, aber wohin?

    Die armen Menschen, die wegen einer Krebserkrankung viel zu früh sterben oder einen geliebten Menschen viel zu früh verlieren!

    In einem gut recherchierten Wortbeitrag im Radio hies

    es einmal: "Schule ist ein denkbar schlechter Ort um Demokratie zu lernen"

    Lernen die Menschen "von klein auf", dass sie sowieso nicht viel machen können und kaum eine Mitbestimmung haben können? Lernen die Menschen, dass andere für sie die Arbeit erledigen bzw. erledigen sollen?

    Schule hat immer noch sehr viel damit zu tun, Kinder und Jugendliche zu etwas zu zwingen.

    Der Hauptgrund ist allgemeine Angst.

    Gruppen, egal welcher Größe, sehen sich in Konkurrenz zu anderen Gruppen. ...Eine Erklärung würde hier zu umfangreich.

     

    Ich wünsche mir mehr Menschen, die sich darüber im Klaren sind, dass durch bloßes Reden noch nie "Weizen gesäht und Brot gebacken wurde" und Demokratie ganz besonders zur aktiven Mitgestaltung verpflichtet, anstatt alle vier Jahre die Verantwortung, an, in vielen Fällen, höchst zweifelhafte Charaktere, abzugeben.

     

    Gewissermaßen ist es die Wirklichkeit (* jaja, ich weiß, es gibt so viele Wirklichkeiten...

    sogar eine Plutomiumart, die alle Vitamine enthält und die Libido steigern soll. *) die die Wahrheit konstituiert.

     

    An der Tatsache, dass immer noch massenhaft extrem giftiges Plutonium erzeugt wird,

    erkenne ich, dass es nur sehr wenig Atomkraftgegner(innen) gibt.

  • F
    Frank

    Der Artikel ist leider komplett unbrauchbar.

    Sie weisen zurecht auf den zeitlichen Bezug der Einheit hin, benutzen diesen Bezug dann leider nicht.

    Ein Vergleich der Daten ist somit nicht möglich.

  • M
    Matthias

    Liebe Taz, schön dass du auf den Zeitbezug hinweist, der unwahrscheinlich wichtig ist bei Angaben von Messwerten.

     

    Meine Frage: Wieso gibst du dann nicht die Zeiträume an, z.B. den Grenzwert von 250mSv pro Jahr - und den Messwert 10Sv je Stunde!

  • T
    TomTom

    Das ist doch überhaupt für alles eine Patentlösung:

     

    Wir heben für alle giftigen und strahlenden Stoffe solange die Grenzwerte an, bis die Klassifikation als "strahlend" bzw. "giftig" nicht mehr gilt.

     

    Schwupps, wären alle Lagerungs- und Abfallbeseitigungsprobleme beseitigt!

     

    Fachbegriff dafür könnte sein "nipponieren"

     

    Mit solchen Massnahmen wie in Japan wird die Dimension der Atomkatastrophe von Fukushima und die damit verbundenen menschlichen Schicksale ad Absurdum geführt.