tonspur: Hitzehörspieltipps für jedes Alter

Wissen Sie, das Schöne an diesem verdammten Thema, dem dreimal vermaledeiten Wetter, das Schöne daran ist, dass meine direkte Konkurrenz Fernsehen bei 38 Grad im Schatten das Nachsehen hat. Und ich das Vorhören. Schließlich ist es um Klassen cooler, am See herumzulümmeln und aus einem kleinen Radio blechernen Sound quäken zu haben, als im Wohnzimmer die Sofas vollzuschwitzen.

Hier also ein paar aktuelle Hitzehörspieltipps: Manche sprechen ja von einem „zweiten Frühling der NDW“. Dazu kann ich nur sagen: Die guten Sachen waren immer gut, die schlechten immer schlecht, mit anderen Worten: Der Graben zwischen Palais Schaumburg und Hubert Kah war nie zu durchschwimmen. Aber, das muss ich zugeben, mir ist auch schon aufgefallen, dass plötzlich alle klingen wollen wie damals, und der WDR hat darum rasch die „Soundstory“ „Wellenrevival – Der NDW-Stempel“ ersonnen, mit schönen Zitaten, Musikausschnitten, Fehlfarben, DAF, Malaria und wie sie alle heißen, schnell, solange Jürgen Teipels Buch und Benjamin Quabecks Film in aller Mündchen sind. (Mo., 23.00 Uhr, WDR 3; Di., 23.00 Uhr, Eins Live)

Aber es stehen ja nicht alle kurz hinter Mal-ganz-jung-gewesen auf ihrer Lebensspur: Um einen Mittsechziger namens Konrad Lang geht es in „Small World“, einem Roman von Martin Suter. Jener Lang ist ein freundlicher Herr, der in letzter Zeit immer merkwürdigere Angewohnheiten an sich beobachtet: Portmonee im Kühlschrank aufbewahrt, Löffel im Wäscheschrank versteckt, Namen verwechselt, Adressen vergessen. Diagnose: Alzheimer. Das Buch ist nicht nur eine erschreckend genaue Beobachtung der Krankheit und eine hoffnungsvolle Beschreibung neuer Behandlungsmethoden, sondern mit Langs sich langsam auflösendem Gedächtnis kommt auch immer mehr eine Kriminalgeschichte aus Langs Vergangenheit ans Licht. Die Hörspielfassung (von 1999) ist ähnlich genau und vorsichtig inszeniert, wie der Roman geschrieben wurde, und macht einen verzweifelt an jeder Gehirnzelle festhalten, die man noch orten kann. (Mi., 20.30 Uhr, und Do., 15.00 Uhr; zweiter Teil 20./21.8., Bayern2Radio)

Und um alle Altersstufen zu versorgen – oh ja, ich stehe durchaus drauf, wenn kleine Patschhändchen brutal an meinen Rädchen drehen –, noch ein Kindertipp: „Schloss Stolzensteiß“ heißt ein „Hörcomic“ von Reinhardt Jung, nach einer Erzählung von Thaddäus Troll, und dieser Quatsch um einen freienden Grafen, eine liebende Lehrerstochter und einen Wegelagerer steckt so voller Gesang, Gereime, Geräuschen, Geschichten und Gekicher, dass man die lieben, anstrengenden Kleinen damit bestimmt eine Weile ruhig bekommt. Falls nicht, hilft Lifti, gefrorener Zuckersaft in Plastikschläuchen. (Sa., 14.05 Uhr, SWR2)    VERONA VON BLAUPUNKT