Hitliste umweltfreundlicher Autos: Keine Chance gegen Hybrid
Wieder wird die Autoumweltliste des VCD von zwei japanischen Modellen mit Elektro-und-Benzin-Motor angeführt. Deutsche Hersteller sehen den Hybrid eher als Nischenmarkt.
Wer bietet die umweltfreundlichsten Autos in Deutschland an? Trotz aller anderslautenden Ankündigungen - es sind noch immer nicht die deutschen Hersteller, sondern weiterhin japanische und französische Fabrikate, die die aktuelle Auto-Umweltliste des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) anführen. Unter die Top Ten hat es lediglich der Smart Fortwo mit Start-Stopp-Automatik geschafft, die den Motor an der Ampel ausschaltet und bei einem Tritt aufs Gaspedal wieder anlässt. Ganz vorne im Ranking liegen erneut die Hybridmodelle von Toyota und Honda, gefolgt von einem technisch baugleichen Kleinwagen, der gemeinsam von Citroen, Daihatsu, Peugeot und Toyota unter unterschiedlichen Namen verkauft wird.
"Bei Innovationen zugunsten von Klima und Umwelt haben die Japaner noch immer die Nase vorn", sagte Hermann-Josef Vogt vom Bundesvorstand des VCD am Mittwoch in Berlin. Denn auch im Gesamtumweltranking der Konzerne, bei dem der Verband das Management der Produktion und die Kommunikation berücksichtigt, liegt Toyota auf Platz 1. Hier folgen allerdings Daimler und BMW auf den Plätzen.
Dabei ist gerade Daimler in der Kommunikation ein Patzer passiert. Das Unternehmen hatte zugesichert, den Smart CDI, also ein Dieselmodell mit guten CO2-Werten, noch in diesem Jahr serienmäßig mit einem geschlossenen Partikelfilter gegen Dieselruß auszustatten. Deshalb hat der VCD das Auto mit in die Top-Ten-Liste aufgenommen, wo es Platz 3 belegt. Nach Drucklegung der Umweltliste habe Daimler dann aber eingeräumt, dass sich die Auslieferung ins kommende Jahr verschiebe. Deshalb warnt nun der VCD in der gedruckten Variante der Liste per Einleger vor dem Kauf des Modells, das in der Liste weit oben steht.
Bleiben Kleinwagen unberücksichtigt, stehen die Autos der deutschen Hersteller deutlich besser da. Sie dominieren die Bestenliste der Kompaktklasse und Familienautos, wobei auch dort jeweils die Hybridmodelle aus Japan ganz vorne liegen. Denoch ist der VCD mit den hiesigen Herstellern noch nicht zufrieden. Bei der Markteinführung umweltfreundlicher Autos fehle es ihnen an "dem notwendigen Tempo und der Breite", sagte Vogt. Es gebe meist nur ein Auto pro Klasse, das wenig verbraucht und damit auch wenig Kohlendioxid ausstößt.
Der Branchenverband der deutschen Hersteller, VDA, wehrt sich gegen den Vorwurf. Entscheidend für den Klimaschutz sei, "dass die Masse der verkauften Fahrzeuge weniger CO2 ausstößt", erklärte VDA-Umweltgeschäftsführer Thomas Schlick. Nicht mit Nischenfahrzeugen, wie sie der VCD teilweise an die Spitze der Liste gesetzt hat, sondern mit Fahrzeugen, die den Bedürfnissen der Menschen entsprechen und gleichzeitig sparsam sind, würde der CO2-Ausstoß signifikant gesenkt.
Wobei der Gegensatz zwischen den "Bedürfnissen der Menschen" und Sparsamkeit offenbar gar nicht mehr existiert. "Unter den Privatabnehmern ist ein Nachfragezuwachs nach kleinen, spritsparenden Autos im zweistelligen Prozentbereich zu verzeichnen", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der freien Kfz-Händler (BVfK), Ansgar Klein, der taz. Verantwortlich dafür seien jedoch auch steuerliche und wirtschaftliche Motive. Auch Autoverleiher und Käufer von Dienstwagen würden meist nach rein betriebswirtschaftlichen Gründen auswählen. "Private und geschäftliche Kunden müssen oftmals nach wie vor durch das Gesetz zu Umweltbewusstsein gezwungen werden", bilanziert Klein.
Speziell die Autoverleiher kaufen zwar häufiger Neuwagen mit geringem Spritverbrauch, jedoch immer mit Blick auf deren Absatzschancen vor allem beim Wiederverkauf. "Für die Kunden spielt der Leihpreis die größte Rolle", sagte Bernd Schumann, Präsident des Bundesverbandes der Autovermieter Deutschlands (BAV).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?