piwik no script img

■ Hier spricht der ChefBlanker Haß in der SPD

Von der Martinistraße bis zum Hemelinger Tunnel: Gleich mehrere politische Knoten durchschlug Bürgermeister Klaus Wedemeier am Donnerstag abend in einem Gespräch mit Journalisten. Einen blockierten Konflikt nach dem anderen nahm er sich vor und verkündete das Urteil des Chefs.

Daß der FDP-Vorsitzende Manfred Richter verkündet hatte, die Liberalen stünden weiterhin zur Koalition, das freute auch Wedemeier. „Koalitionsbruch lohnt sich nicht“, schrieb er der FDP noch einmal hinter die Ohren, um aber ihrem Wirtschaftssenator gleich eins drauf zu geben. Der hatte nämlich in seinen Vorstellungen zur Innenstadt die Grenzen des Machbaren gesprengt, findet Wedemeier. Eine unterirdische Anbindung der Parkhäuser, wie Jäger sie fordert – „nicht finanzierbar“, sagt Wedemeier. Und auch technisch nur schwer machbar. „Braucht man gar nicht mehr drüber zu reden.“ Und „auf absehbare Zeit sowieso nicht finanzierbar“ sei die Verlegung der Straßenbahn in die Martinistraße, auch ein Lieblingskind des Wirtschaftsressorts. Die Lösung Wedemeier: Rückbau der Martinistraße auf zwei Spuren, aber so, daß zu einem späteren Zeitpunkt Gleise gelegt werden könnten. Das Cafe auf dem Domshof, ein hoch umstrittenes zehn-Millionen-Projekt, das müsse man schon im Zusammenhang mit den Zumutungen für die Bevölkerung sehen. „Da bin ich sehr skeptisch.“ Viel lieber hätte der Bürgermeister einen ganztägigen Markt, um den zugigen Platz menschengerechter zu gestalten.

Beim Thema Innenstadt schlug sich Wedemeier eher auf die Seite des grünen Koalitionspartners, beim Streit um den Hemelinger Tunnel ganz auf die des FDP-Wirtschaftssenators: „Zwei Röhren ist die einzige vertretbare Lösung.“ Wenn die Kostendifferenz nur noch bei acht Millionen liegt, müsse man auf die große Lösung setzen.

Für seine durchgedrehten Bremerhavener SPD-Genossen hatte Wedemeier bei der Gelegenheit auch noch einen guten Rat in Petto: Die sollten die Arbeit in der Stadtverordnetenfraktion in dieser Legislaturperiode einfach sausen lassen, die SPD solle sich ganz auf ihr Programm und die Liste für die kommende Wahl konzentrieren. Dann kämen andere Personen ins Stadtparlament, der Konflikt mit der Altvorderen-Riege sei nicht mehr zu lösen. „Da ist der blanke Haß ausgebrochen. Ich kann nur sagen, laßt es nach, ihr schafft es nicht.“ J.G.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen