piwik no script img

Archiv-Artikel

Hier bilden sich die Kinder selbst

Eine Berliner Kita arbeitet nach dem Vorbild der britischen „Early Excellence Center“

BERLIN taz ■ „Guck mal, da habe ich Schleimi gemacht“, sagt Niclas. Er weist mit dem Finger auf ein Foto. Es zeigt einen kleinen Jungen, der mit einer mehligen Masse herumexperimentiert. Niclas ist drei Jahre alt, er besucht den Kindergarten Schillerstraße in Berlin-Charlottenburg.

Der Kindergarten ist seit 2001 Reformwerkstatt, finanziell unterstützt von einer Stiftung. 110 Kinder von eins bis zehn Jahren besuchen ihn, 60 Prozent sind ausländischer Herkunft. Vorbild ist das Pen Green Centre, eines der ersten „Early Excellence Center“ in Großbritannien.

Entstanden ist das Konzept in der britischen Stahlarbeiterstadt Corby, in der viele sozial schwache Familien leben. Das Pen Green Centre bietet neben der Kinderbetreuung auch Weiterbildungsmöglichkeiten für Eltern an, manchen sogar bezahlte Jobs.

„Das ist hier anders“, betont Jutta Burdorf-Schulz, Leiterin des Kindergartens Schillerstraße. „Hier sind die Eltern der Kinder nahezu alle berufstätig.“ Dafür gibt es aber ein dickes Programmheft. Die Angebote für Eltern reichen von Tai-Chi über Erziehungstraining bis zu Gesprächsrunden. „Zwei Prinzipien sind Basis für die Arbeit des Kindergartens“, erklärt Jutta Burdorf-Schulz: „Das Kind soll mit seinen Stärken und Kompetenzen wahrgenommen werden. Und die Eltern sind die Experten unserer Kinder. Wir lassen den Kindern Freiraum“, so die Projektleiterin. „Sie können entscheiden, wie sie den Tag gestalten, und erhalten dabei Unterstützung und Anregungen.“

Das zweite Prinzip versucht, Eltern in die Kitaarbeit zu integrieren. „Wir wollen die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz stärken,“ sagt Jutta Burdorf-Schulz. Dreimal pro Jahr werden Entwicklungsgespräche mit ihnen geführt. Dabei wird ihnen anhand von Bild- und Videomaterial vorgeführt, wie das Kind lernt. „Eltern verstehen auf diese Weise ihre Kinder viel besser. Gleichzeitig versuchen wir, die Eltern zu motivieren, ihre Kinder systematischer zu beobachten.“ Erziehungsberatung für Eltern wird auch angeboten. „Integrative Familienbetreung, das ist unser Konzept“, so die Projektleiterin. LAURA FARIELLO