■ Heute vor fünf Jahren: Sturer Diktator
Rumänien bleibt die letzte kommunistische Bastion innerhalb des Ostblocks. Staats- und Parteichef Nicolae Ceaușescu macht in seiner dreistündigen Rede zur Eröffnung des 14. Parteitages in Bukarest keinerlei Anstalten zu Reformen. Das selbsternannte „Genie der Epoche“ schwärmt weiterhin von der „goldenen Zukunft des Kommunismus“. Der 71jährige Diktator hat es bisher verstanden, seinem Volk die gegenwärtigen Reformbestrebungen in den Bruderländern vorzuenthalten. Damit der dreitägige Parteitag durch nichts gestört wird, läßt die Regierung die Hauptstadt abriegeln und führt scharfe Grenzkontrollen durch.
Auf der Leipziger Montagsdemonstration werden zum ersten Mal gesamtdeutsche Töne laut. Ein Mann, der mit einem Schild „gegen die Wiedervereinigung“ demonstriert, wird als Provokateur beschimpft. Mehrere tausend DDR-BürgerInnen skandieren „Deutschland, einig Vaterland“. In einer Schweigeminute gedenken die DemonstrantInnen der Opfer der tschechoslowakischen Bürgerrechtsbewegung. Das offizielle Blatt der SED-Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt überläßt dem „Neuen Forum“ künftig eine Seite zu freien Gestaltung.
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