■ Heute vor fünf Jahren: Es gärt weiter in Prag
Wieder ziehen 200.000 DemonstrantInnen auf den Prager Wenzelsplatz. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht von einem möglichen Auftritt Alexander Dubceks verbreitet. Der Parteichef von 1968 meldet sich aber nicht zu Wort. Derweil tagt das Präsidium der KP, um über mögliche personelle Änderungen zu beraten. Resultate werden nicht bekannt. Das Parteiblatt Rude Pravo räumt erstmals ein, daß sich die ČSSR in einer starken politischen Gärung befindet. Die Ereignisse der letzten Wochen in den Bruderländern seien nicht spurlos an der tschechoslowakischen Bevölkerung vorbeigegangen.
Die DDR-Regierung beschließt unpopuläre Maßnahmen zum Schutz der Wirtschaft: Bestimmte Lebensmittel und andere Waren dürfen künftig nur noch an DDR-BürgerInnen verkauft werden. Seit dem Fall der Mauer sind laut Schätzungen der Regierung rund drei Milliarden Ostmark in den Westen abgeflossen. Wolfgang Schwanitz, der neue Chef des Amtes für Nationale Sicherheit, kündigt den Abbau von 8.000 Stasi-Mitarbeitern an. Die Politbürosiedlung Wandlitz soll in ein Sanatorium umgewandelt werden.
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