■ Heute neu im Jugendclub:: "Anarchie in Bayern"
Einheit, Freiheit, Ratlosigkeit, alle reden davon, der Jugendclub des Bremer Theaters spielt sie. Die Gruppe, die schon Katzlmacher, Frühlingserwachen und zuletzt Bloody English Garden gespielt hat, hat ein altes Faßbinderstück ausgegraben, Anarchie in Bayern, 1969 viermal am Münchner „antitheater“ gespielt und dann nimmermehr: In Bayern ist Revolution, junge Leute rufen die SAB aus, die Sozialistische Anarchie Bayerns. Die Familie „Normalzeit“ kommt mit der über Nacht geschenkten Freiheit nicht klar, am Schluß, dessen Text verschollen ist, wird das Bayern von der Freiheit befreit.
Die Gruppe will einerseits Faßbinder spielen, sich aber auch davor hüten, die Familie Normalzeit als Spießer „kabarettistisch zu denunzieren“ sagt Carsten Werner, regiezuständig.
Andererseits spielen sie auch deutsche Freiheit 1990, montieren Politikerzitate von Krenz bis Kohl statt des verschollenen Schlusses. Mit eingeblendeten Musiken von David Hasselhoff‘s freedom bis Westerhagens Freiheit versuchen sie zu verarbeiten, „daß es“, wie Werner sagt, „seit einem Jahr passiert, daß man gar keine Meinung haben kann, das kippt immer so um“.
Und: „Es ist so ein komisches Gefühl, weil man nicht recht weiß, darf man das haben.“ Uta Stolle
Mit den Vorstellungen sind sie bewußt in das „absolute Dreckloch“ unterm Schauspielhaus gegangen, eine Art Katakombe mit Namen „Brauhauskeller“, Eingang Bleicherstraße. Werner: „Wir haben was ausprobiert und lassen jemand zugucken.“ Aufführungen im Oktober: 11., 13., 14.,19., 2o., 26. Oktober, jeweils 20.30 Uhr.
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