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Archiv-Artikel

Urdrüs wahre Kolumne Heute mal verrückt

Ätzend langweilig und ganz schön deprimierend die auch von der tazbremen geführte Debatte um den vermeintlichen Kopfschwund in Bremens Kulturlandschaft. Mensch braucht vielleicht Kunst und Theater und Musik und darum macht er sowas. Aber geschissen ist dabei doch wohl auf Führungsschädel: Was es braucht, sind ein paar Verrückte unter dem Zwang, etwas zu machen. Ob die aber anarchisch zusammenhocken, sich in egalitären oder elitären Zirkeln bündeln oder sich gar um einen Guru scharen, ist dabei ziemlich schnurz.

Fünf Jahre ohne so genannte Köpfe und wir hätten die neuen Tage der Commune, in der sich jeder pathetische Arthur lächerlich machen würde, der im kreativen Humus die Frage „Was tun?“ aufwirft. Natürlich wild und gefährlich leben, antwortet der große Oberdada, und wenn er dabei ein vernünftiges Gesicht zu machen versucht, lachen wir ihn alle aus. Soviel zu einer Kultur der schöpferischen Armut und wer was anderes will, begebe sich gar nicht über Los, sondern stracks zurück ins Rokoko! Ansonsten rufe ich zur Neugründung der Gesellschaft zur Theatralisierung des Alltagslebens auf. Interessenten melden sich bitte unter ulrichreineking@aol.com, aber ohne Gewähr und vorläufig auch ohne Gewehr! Natürlich bin ich bereit, alle Direktionen und Intendanzen in Personalunion zum halben Preis zu übernehmen, um durch absolute Zurückhaltung im Amte Bremens Nutzen zu mehren und Schaden abzuwenden, versprochen!

Brechreizerregend, dieses hochschulpolitische Bild von den Landeskindern, denen Bremen jetzt die künftigen Studiengebühren schenken will. Welcher Papa Staat schwängert denn welches Mütterchen Oberneuland, um blöd-servile Deppen zu produzieren, die sich von diesen komischen Eltern so denunzierten lassen?

Gerade blickt mir der Herr Vernünftig über die Schulter und mahnt zu mehr Disziplin. Die wir aber heute gern mal auf dem Altar der universellen Wahrheit zu opfern geneigt sind: Manchmal müssen Menschen so sein, denn einfach so vor sich hin funktionieren kann jede Kellerassel. Zu solchen Themen soll der öffentliche Dienst mal Vollversammlungen machen, dann lohnt auch das Hingehen, auch wenn es viel zu heiß ist.

So recht erwarte ich mir nichts von einem Informationsfreiheitsgesetz – nicht mal, wenn es um die Akten der Verfassungsschlitzer geht, die dann vermutlich doppelte Buchführung treiben oder mit Geheimtinte schreiben. Und könnte noch was in den Unterlagen zum Spacepark zu finden sein, was nicht sowieso bekannt ist, wenn man ein wenig kriminelle Phantasie bemüht? Das wird in seiner ganzen Erbärmlichkeit genau so korrupt gelaufen sein, wie wir Diplomzweifler an irdischer Wohlanständigkeit schon immer ahnen!

Zum Wochende ruft Percy in den Park von Lesmona, Wally Blaumeier planscht im Hafenbecken und drumherum feiert sich das Leben selbst: im Westen also alles bestens. Gibt es eigentlich immer noch eine Tischtennisplatte in der Kulturbehörde? fragt sich und mich,

Ulrich „Gaga“ Reineking