piwik no script img

■ Heute in Bremen: Ein Kurzfilm aus BremenHinter jeder Sucht

Heute im Kino: Ein Kurzfilm aus Bremen

Hinter jeder Sucht

Das Kino 46 in Walle zeigt jetzt die neueste Arbeit der Filmemacherin Heidrun Mössner: „Hinter jeder Sucht liegt eine Sehnsucht“. Der 28-minütige Film behandelt die Hintergründe der Sucht, die doppelte Moral der Einteilung von Drogen in legale und illegale und die hektische und suchtophile Gesellschaft: ein Lehrstück, ein Dokumentarfilm ohne Kommentar und, als Diskussionsstoff für Anfänger, für den Einsatz in der Weiterbildung konzipiert.

Mössner arbeitet - wie auch schon in ihrem Erstlingswerk „Seelenmord“ über sexuelle Gewalt an Mädchen - mit Bildern und Assoziationen. Wir sehen einen Bungee-Springer am elastischen Seil in die Tiefe stürzen, den Spruch „Doping für's Konto“ auf einer Straßenbahn, einen hektischen Yuppie mit drahtlosem Telefon, Autoverkehr, Lärm.

Eine ehemals Abhängige erzählt, wie ihre Eltern sie wie einen Klumpen Ton geformt hätten. Zu sehen sind nur ihre Hände - die einen Klumpen Ton formen. „Ich wollte nichts mehr merken“, sagt sie, und da haben ihr „verantwortungslose Ärzte“ Tabletten verschrieben. Dann kam Haschisch, Alkohol, LSD, Heroin. In ihrer Therapie: fast nur Männer, „kein Klima, um über Gewalterfahrungen zu reden“. Sexueller Mißbrauch in der Familie, dann Gewalt durch Freier und Zuhälter - ein Teufelskreis.

Günter Amendt, Leitfigur in der progressiven Drogenpolitik, formuliert seine umstrittenen Thesen: Ökologischer Mohnanbau, staatliche Abgabelizenzen, Vergabe mit Dosierungsanleitung in Apotheken für 5 Mark den Schuß. Folge, so Amendt: „Die Drogenmafia würde enteignet, und der Staat könnte Milliarden statt für Staatsanwälte, Strafvollzug und Zoll für Prävention und Thearapie nutzen. Das Sterben würde aufhören.“

Heidrun Mössner hat ihren Film aus eigener Kraft vorfinanziert (das Equipment kam vom Bremer Institut für Film/Fernsehen). Er kann bei ihr ausgeliehen und gekauft werden. bear

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen