■ Heute: Charles Friedek: Würden Sie sich vor einen Castor setzen?
Nein, ich würde mich nicht vor einen Castor setzen. Im Grundsatz halte ich Atomstrom für eine gute und saubere Sache, aber eben nur im Grundsatz. Zu viele nicht beeinflussbare Faktoren machen Atomkraftwerke zu tickenden Zeitbomben, da helfen auch nicht die strengsten Sicherheitsauflagen. Selbst wenn das Beispiel Tschernobyl hier nicht eintreten sollte, so frage ich mich doch, ob langfristige Strahlenschäden für Menschen in mittelbarer und unmittelbarer Nähe eines AKWs wirklich absehbar sind, oder ob diese über Studien und Gutachten, deren Ergebnisse schon vorher feststehen, heruntergespielt werden. Wer kann wirklich sagen, ob AKWs und die Entsorgung ihrer Brennstäbe sicher sind?
Und was hilft eine Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million in Bezug auf einen Super-GAU, wenn der Fall dann eintritt. Wer erklärt das den Hinterbliebenen und den missgebildeten Kindern? Ich revidiere meine erste Antwort: Ja, ich würde mich vor einen Castor setzen, aber nur mit einem Strahlenschutzanzug.
Charles Friedek, 28 Jahre, ist seit Sevilla Weltmeister im Dreisprung Foto: imago
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