■ Kommentar: Heureka
Uff. Da fallen aber Steine von Herzen. Dazu noch ohne die Gefahr, daß jemand sie aufhebt und zurückschmeißt. Dem Helden Mirow sei Dank, daß er diese „Last“ von unserer Stadt nimmt. Dreizehn lange Jahre haben wir gezittert vor diesem Unruheherd auf St. Pauli, diesem rechtsfreien Raum am Hafenrand, dieser Brutstätte von Kriminalität und Terrorismus am Elbgestade. Dreizehn lange Jahre bedrohte „das Problem“ die innere Sicherheit Hamburgs.
Und nun: Heureka. Die Zeit ist reif, und die Schmuddelkinder sind auf einmal gar nicht mehr so unanfaßbar. Und flugs wird das Naheliegendste zur kommunalpolitischen Revolution: Man könnte ja mal miteinander reden! Da muß man schließlich erst mal drauf kommen! Zur Strafe müssen sich die Hafenstraßen-KriegerInnen von den Staatstragenden nachsagen lassen, älter und reifer geworden zu sein. Das ist bitter.
Da stehen sie nun, Bürgerschreck und Bürgerschaft, und haben aus Versehen Frieden geschaffen ohne Waffen. Und nun die bange Frage: Wie die Feindbildern entsorgen? Kann man Barrikaden einfach vom Sperrmüll abholen lassen?
Außerdem: Hamburg verliert ja nicht nur eine terroristische, sondern auch eine touristische Sehenswürdigkeit. Das angenehm schaurige Gruseln, das den rechtschaffenen Touri-Spießer beim Vorbeifahren beschlich – man, das war schön.
Früher war überhaupt vieles schöner. Da gehörte man, wenn man auf der richtigen Seite stand, noch zu jenen, vor denen Eltern ihre Kinder warnen. Heute ist man höchstens noch gereifter und älterer Genosse in der genossenschaftlichen Hafenstraße. Michael Mertins
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