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Archiv-Artikel

Hertha übt sich vergeblich im haarigen Spiel

Gegen Schalke 04 geht Berlin mit 1:3 unter. Da helfen auch die wuchernden Bärte von Kiraly und van Burik nichts. „Man findet sich da ein, wo man aufgrund der Leistung hingehört“, weiß Schalkes Trainer Heynckes. Hertha steht auf Paltz 17

In den Reihen von Hertha BSC Berlin geht dieser Tage die Sorge um, Abwehrspieler Dick van Burik und Torsteher Gabor Kiraly könnten bald schon so aussehen wie die Frontmänner von ZZ Top, wahlweise auch wie Rübezahl, der Weihnachtsmann oder ein anderer Rasurverächter. Sie lassen sich die Bärte wachsen. Soll Glück bringen, der Haarwuchs. Falls nicht, wuchert es halt weiter ums Kinn der beiden. Die haarige Beschwörung hat erst einmal nicht geholfen. Hertha verlor das Sonntagsspiel im Olympiastadion 1:3 gegen FC Schalke 04.

Zunächst waren beide Mannschaften vollauf damit beschäftigt, darzulegen, warum sie gegenwärtig meilenweit entfernt sind von ihren Wunschpositionen in der Bundesliga. Not trat gegen Elend an, Kummer gegen Pein, so schien es nach vielen missratenen Aktionen im ersten Abschnitt. Es wurde gegrätscht und gerutscht, lange Alibipässe in die Spitze waren mit der Hoffnung verknüpft, diese spekulative Spielweise möge zum Erfolg führen. Hertha ließ den Gast in der ersten halben Stunde weitgehend sein Ding machen. Die in orangefarbenen Trikots aufgelaufenen Schalker wirkten spielbestimmend, kamen aber ebenso wenig zu Chancen wie die Hausherren.

Schalke stellte nach der Pleite im Uefa-Cup gegen Brondby Kopenhagen gleich auf sechs Positionen um. Auch Hertha war zu Veränderungen in der Startelf gezwungen, da Spielmacher Marcelinho wie auch Niko Kovac eine Sperre absitzen mussten. Ihr Fehlen war spürbar, im Mittelfeld der Berliner klafften Lücken, die Schalke allerdings nicht zu nutzen wusste – noch nicht.

Erholt von der mickrigen Anfangsoffensive der Gäste, trat Hertha etwas gelöster auf. Und siehe da: Die zweite Möglichkeit der Berliner wurde prompt genutzt. Denis Lapaczinski, zum ersten Mal in der Startformation, schoss in der 37. Minute zur Führung ein.

Deutlich zu sehen, das ängstliche Agieren beider Mannschaften, die mit viel Kredit in die Saison gegangen waren. „Die Enttäuschung hängt immer noch nach“, sagte Schalke-Trainer Jupp Heynckes über die Nachwirkungen des frühen Uefa-Cup-Aus. Hertha-Manager Dieter Hoeneß sagte: „Wir wissen, dass wir unten drin sind und dass es weiterhin ein steiniger Weg wird.“ Er habe aber nach wie vor „Grundvertrauen in die Mannschaft, es ist genug Potenzial da“. Dazu hatte Heynckes mitzuteilen: „Man findet sich da ein, wo man aufgrund der Leistung hingehört.“

Nach seiner schweren Grippe, an der er unter der Woche litt, saß Huub Stevens auf der Bank, in banger Erwartung des zweiten Siegs in sieben Heimspielen. Er hatte eine zweifaches Interesse an einem Erfolg. Nach dem Spiel stand nämlich noch eine um einen Tag verspätete Feier zu seinem 50. Geburtstag an.

Die Spieler machten ihm die Freude nicht. Schalke verstärkte den Druck in Halbzeit 2. Nach einer Stunde traf Oude Kamphuis zum Ausgleich. 8 Minuten später fälschte Tomasz Waldoch einen Freistoß zur Führung ab. Für die Entscheidung sorgte Gerald Asamoah. Nach einem Gewühl im Strafraum schickte er den Ball ins Netz zum 1:3 (80.). Damit bleibt Berlin auf einem Abstiegsrang – und die Bärte bleiben definitiv dran. MARKUS VÖLKER