: Herr Wegner und seine Nobodys
■ Markus Wegner zum Spitzenkandidaten der STATT-Partei gekürt
Kein Gegenbewerber und fast 95 Prozent der Stimmen (130 von 137) für den Spitzenkandidaten, der gleichzeitig auch Parteivorsitzender ist. Mit diesem, ein wenig an SED-Parteitage erinnernden Ergebnis setzte die Wählervereinigung „STATT-Partei“ am Samstag ihren Begründer Markus Wegner auf Platz 1 der Kandidatenliste für die Bürgerschaftswahl am 19. September.
Die neue Partei, die mehr Demokratie wagen und mehr Transparenz ins Stadtparlament bringen will, hatte am Wochenende bei ihrer Versammlung im Bürgerhaus Wilhelmsburg durchaus Probleme mit ihrem demokratischen Selbstverständnis: Unmut kam unter den Versammelten auf, als sich Mitglieder des geschäftsführenden Vorstands beim Kampf um die ersten Listenplätze für bestimmte Kandidaten aussprachen.
Immerhin: Ab Listenplatz zwei entschieden Kampfabstimmungen darüber, wer die Vereinigung des einstigen CDU-Parteirebellen Weg ner in der Bürgerschaft vertreten darf, vorausgesetzt die 5-Prozent-Hürde wird übersprungen. Sie alle sind, von Wegner abgesehen, politische Nobodys. Denn den beiden zur „STATT-Partei“ übergelaufenen Bürgerschaftlern Manfred Silberbach (Ex-SPD) und Jürgen Warmke (Ex-CDU) dürstet nach einer parlamentarischen Auszeit. Silberbach hatte den Anwesenden gleich zu Beginn der Nominierungsversammlung per Streicheleinheit mitgeteilt, daß er seine Kandidatur zurückziehe: „Bei der großen Anzahl hervorragender Bewerber ist meine Kandidatur jetzt nicht mehr notwendig.“
Durchgefallen bei der Kandidaten-Kür ist ein gewisser Dietmar Harms, der erfolglos für Platz vier der Liste kandidierte. Dabei hatte er so nett um eine Stimme ganz besonders geworben: In seiner Rede machte er der 29 Jahre alten Inga Hohnhorst, die für die „STATT-Partei“ im Bezirk Mitte antreten will, einen Heiratsantrag. Ob er damit erfolgreicher war, konnte bis Redaktionsschluß nicht geklärt werden. Marco Carini
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