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Herr Hurlebusch lebt

■ Schulbehörde schrieb besetzte Stelle aus

Die Stellenausschreibung RS 24/95, die Anfang Februar über die Schreibtische der Schulen flatterte, rief einiges Befremden hervor. Wenigstens bei den PädagogInnen, die die Abendschule und das Kolleg kennen. „An der Erwachsenenschule“, war zu lesen, „ist in der Abteilung 2 – Abendgymnasium und Kolleg – zum nächstmöglichen Zeitpunkt die Stelle eines/einer Studiendirektor(s)/-in für die Funktion Kurskoordinator/-in für das Abendgymansium zu besetzen. Der/die ausgewählte Bewerberin hat nach Ausscheiden des jetzigen Kurskoordinators auch die Koordination für das Kolleg zu übernehmen.“ Das Erstaunliche: Die Stelle des Kurskorrdinators ist besetzt, und zwar langfristig.

Hans Hurlebusch heißt der Mann, der seit acht Jahren die Kurse von Abendgymnasium und Kolleg bestimmt. Ist er womöglich krank, verstorben gar? Die taz hat überprüft und festgestellt: Herr Hurlebusch lebt! Nicht nur das, er verrichtet auch täglich seine Arbeit, er lehrt und verwaltet ordnungsgemäß. Allein seine Koordinationsaufgaben teilt er seit kurzem mit einer Kollegin: Diese hat die Koordination des Abendgymnasiums übernommen, während Hans Hurlebusch morgens das Kolleg betreut. „Wegen des Alters“, sagt er. Er wollte lieber mehr unterrichten als verwalten, und jeden Abend unterwegs zu sein, sei nun mal ausgesprochen familienfeindlich. Das hätte er nun lange genug gemacht.

Darum ist Herr Hurlebusch jetzt auch begeistert, denn die mit der Kollegin gefundene Lösung funktioniert wunderbar. Reibungslos und ruhevoll, bis zu dem Tag, als die Stellenausschreibung RS 24/95 Fragezeichen ins Getriebe von Kolleg und Abendschule schleuderte. Was sollte das? Wer schürfte da Intrigen? Irgendwie roch die Ausschreibung in der vorliegenden Form unangenehm. Sie schien einem ganz bestimmten Kollegen auf den Leib geschrieben. Einer, der gut mir Computern umgehen kann, und, wie es die Ausschreibung verlangt, über „Erfahrungen mit moderner Standardsoftware wie EXCEL und ACCESS“ verfügt. Die Fähigkeiten aber, die ein Kurs-koordinator am Computer beweisen muß, sind recht überschaubar. „Das kann jede Sekretärin in ein paar Stunden Intensivkurs lernen“, meint einer, der es wissen muß, aber nicht genannt werden möchte.

Wie vorauszusehen, kam es im Kollegium zu einer Debatte. Der Personalrat griff ein. Resultat: Die Ausschreibung landete im Papierkorb. Das bestätigte der Schulaufsichtsbeamte Jürgen Bruns. Doch mehr wollte er der Öffentlichkeit nicht verraten. Hinter dem Vorfall, meinte er, „stecken zum Teil sehr diffizile Personalprobleme“. Jedenfalls darf Hans Hurlebusch die zweieinhalb Jahre bis zu seiner Pensionierung weiterkoordinieren. Vielleicht erhält dann ja seine Kollegin eine Chance. Schließlich wäre sie gut eingearbeitet. dah

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