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Herr Böse,

Sie neigen mehr dem französischen Garten zu als dem englischen, den man „weitgehend wachsen lasse“, sagten Sie gestern im Interview mit der taz, was so viel heißen sollte wie: Kultur nicht wuchern lassen sondern beschneiden, oder wie? Ansonsten seien sie aber auf jeden Fall sehr “firm“ in Sachen Kultur? Trotzdem ein paar Bemerkungen: Französische Gärten hatten ihre Blütezeit im Absolutismus. Sie spiegeln den Machtwillen des Potentaten, sind möglichst aus einem Guss und – ganz wichtig – sie führen den Spaziergänger wie an einer heinlichen Schnur durch die angelegten Wege. Das ist ihnen also lieber. Zum Thema englischer Garten: er wird keineswegs „wachsen gelassen“, sonst bräuchten wird Stadtgrün, das nur nebenbei, ja kaum. Denn mit Bürgerpark und Wall-Anlagen haben wir hier in Bremen zwei herausragende und pflegebedürftige Beispiele englischer Gärten. Deren Aussage ist: lasst das Individuum Individuum und auch etwas besonderes sein (jedem Baum, jedem Strauch seine ihm von der Natur zugedachte Form), das allerdings unter der fürsorglichen Anleitung, Hege und Pflege des Gärtners. Dem neigen Sie nicht zu? Schade.

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