: Hermes zu schwer
■ Sicherheitstechnische Verbesserungen am Raumgleiter „Hermes“ machen ihn unwirtschaftlich
Berlin (taz) - Nach jüngsten Plänen wird der europäische Raumgleiter „Hermes“ möglicherweise so schwer, daß er außer sich selbst kaum anderes in den Weltraum befördern kann. Kritiker einer deutschen Beteiligung am Bau dieser maßgeblich französischen Raumfähre scheinen damit recht zu behalten, daß „Hermes“ keine wirtschaftliche Alternative zu den US–Raumfähren darstellt. Nach Informationen der US– Fachzeitschrift aviation week, für die die Nachrichtenagentur ap jetzt Bestätigungen aus der europäischen Raumfahrtbehörde ESA erhalten hat, wurden die „Hermes“–Pläne unter dem Eindruck der „Challanger“–Katastrophe aus dem vergangenen Jahr von Grund auf verändert. Unter anderem soll jetzt statt einer fest eingebauten Mannschaftskabine für sechs Astronauten eine absprengbare Kapsel gebaut werden, in der dann allerdings nur noch drei Besatzungsmitglieder Platz haben. In der (nicht absprengbaren) „Challanger“–Kabine waren die sieben Besatzungsmitglieder am 28. Januar 1986 infolge einer Explosion verbrannt. Möglicherweise zum Ausgleich des Platzverlustes soll der Frachtraum der „Hermes“ eine Luftschleuse bekommen und als Arbeitsbereich zur Verfügung stehen. Das Ergebnis der Sicherheitsvorkehrungen sieht jedenfalls so aus, daß die „Hermes“ neben den beiden Piloten nur noch einen Wissenschaftsastronauten und statt den bisher geplanten 4,5 Tonnen nur noch drei Tonnen Fracht transportieren kann. Das Gesamtgewicht der Fähre steigt gleichzeitig um etwa 20 Prozent auf 21 Tonnen. Damit ist das Eigengewicht/Nutzlast–Verhältnis wesentlich ungünstiger als bei den US–Raumfähren, die bei etwa 100 Tonnen Eigengewicht ca. 30 Tonnen zuladen können. Abstriche an der geplanten Verbesserung der Sicherheitseinrichtungen hält die ESA nicht für möglich, weil sonst die politisch umstrittene Beteiligung der europäischen Länder am „Hermes“–Bau noch stärker gefährdet wäre. Die Bundesregierung will über ihre Teilnahme im Laufe des Sommers entscheiden. Ein Sprecher des Bundesforschungsministeriums sieht in der rapide gesunkenen Wirtschaftlichkeit noch keinen Grund zur Besorgnis. Man müsse jetzt „Alternativen prüfen“, meinte er gegenüber der taz. hs
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