Heribert Leutner, Prestigeprojekt-Organisator : Der Wiedergänger
■ 51, Architekt, war von 2004 bis 2007 Projektleiter der Realisierungsgesellschaft Rege. Seit 2008 deren Chef. Foto: dpa
Geradezu verhuscht wirkt er, wie er da im Hamburger Elbphilharmonie-Untersuchungsausschuss saß. Fast ein bisschen linkisch warf Heribert Leutner mal seine Brille zu Boden, mal eine Flasche.
Der Eindruck trügt. Leutner, Chef der Hamburger städtischen Realisierungsgesellschaft (Rege), kann auch ungemütlich werden. Zumindest einmal in seiner Karriere war er es: Da hat er seinen Chef, Herbert Wegener, vor Zeugen angeschrien und gesagt, so könne er das Projekt Elbphilharmonie nicht mittragen. Ohne synchronisierte Terminpläne gehe das nicht.
Will sagen: Ohne, dass sowohl Baufirma Hochtief als auch die Architekten Herzog & de Meuron unterschreiben, dass sie zu klar definierten Zeitpunkten bauen respektive Pläne liefern. Letzteres hatten die Architeken verweigert: Sie wollten sich nicht hetzen lassen.
Leutners Ex-Chef Wegener schloss die Verträge trotzdem ab. „Ich sah, dass das Projekt nicht gut aufgestellt war“, sagte Leutner nun dem Untersuchungsausschuss. Auch habe ihm Wegeners „patriarchalischer Führungsstil“ nicht behagt: 2007 warf Leutner hin und wechselte zu einer Immobilienfirma.
Und kehrte ein Jahr später zurück – als Chef. Zuvor war Wegener wegen Verschleierns von Kostenrisiken gefeuert worden, die Stadt suchte einen Retter. Leutner war bereit, alles besser zu machen, sprich: mehr Personal und Kompetenz zu generieren.
Hamburg und Hochtief, sagt er, „verhandeln jetzt auf Augenhöhe“. Das war bisher anders: Etliche Nachforderungen, Terminverzögerungen und Baubehinderungsanzeigen hat der Baukonzern in den letzten Jahren beschert. Kürzlich hat die Stadt immerhin verbindliche Terminpläne eingeklagt.
Trotzdem: Strahlender Retter eines zunehmend außer Kontrolle geratenden Prestige-Projekts ist der zurückhaltende Herr Leutner nicht. Weder hat er die öffentliche Diskussion über Fehler der Rege bändigen noch die Zahlung von 30 Millionen Euro „Einigungssumme“ der Stadt an Hochtief verhindern können. Angesichts der Fehler seines Vorgängers, meint Leutner, sei mehr nicht drin gewesen. PS