Herbe Verluste durch Finanzkrise: Postbank verliert 449 Millionen
Dank Lehman-Brothers-Pleite fährt Deutschlands größte Filialkundenbank satte Verluste ein. Das Rettungspaket der Regierung will sie aber nicht in Anspruch nehmen. Der Dax rutscht weiter ab.
FRANKFURT reuters/afp/dpa/ap Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers hat der Postbank schwere Verluste beschert. Die Bank mit den meisten Privatkunden in Deutschland musste im dritten Quartal ein Minus vor Steuern von 449 Millionen Euro hinnehmen, wie das Institut am Montag in Bonn mitteilte. Allein die Belastungen aus dem Engagement bei Lehman-Brothers schlugen demnach mit 364 Millionen Euro zu Buche. Weitere hohe Millionen-Belastungen musste die Bank wegen des Absturzes der Aktienmärkte hinnehmen. Die Postbank teilte mit, sich künftig stärker auf das Privatkundengeschäft zu konzentrieren zu wollen.
Durch die Verluste schmilzt die Kernkapitalquote per Ende September auf nur noch 5,5 Prozent, was äußerst gering ist. Der Aktienkurs reagierte am Montag im frühen Handel mit Abschlägen von 16 Prozent auf 15,50 Euro. Das Banken-Rettungspaket der Bundesregierung nimmt die Deutsche Postbank eigenen Angaben zufolge aber nicht in Anspruch.
Die größte Filialkundenbank Deutschlands war bislang mit nur kleineren Schrammen durch die Krise gekommen. Die Verschärfung der Marktlage nach dem Lehman-Kollaps bringen der Postbank nun aber neue Wertberichtigungen im Handels- und Finanzanlageergebnis. Um die so immer dünner gewordene Kapitaldecke zu stärken, soll das Eigenkapital im vierten Quartal um bis zu eine Milliarde Euro erhöht werden. Auf Basis eines Bezugspreises von 18,25 Euro würde dadurch die Kernkapitalquote auf 6,9 Prozent steigen. Darüber hinaus soll die Dividende für das Geschäftsjahr 2008 gestrichen werden.
Diese Meldung blieb an den Börsen nicht ohne Wirkung: Die schlechten Zahlen ließen die Aktien der Postbank um 17,7 Prozent nach unten rutschen. Die schlechten Vorgaben vor allem aus Japan drückten den deutschen Leitindex Dax insgesamt deutlich ins Minus: Kurz nach Handelseröffnung ging es knapp fünf Prozent bergab. An die Spitze des Index schossen Aktien von Volkswagen - Grund hierfür war, dass Porsche seine Anteile aufgestockt hatte.
Der Mehrheitseigner Post soll sich derweil verpflichtet haben, Aktien gemäß seines Anteils von gut 50 Prozent zu zeichnen sowie alle darüber hinaus gehenden Papiere, die nicht platziert werden könnten - soweit der Bezugspreis 18,25 Euro nicht übersteigt. Dadurch könnte nach Post-Angaben der Anteil auf mehr als 62 Prozent steigen.
Die Post erklärte parallel, dass sich dadurch an dem für das erste Quartal 2009 geplanten Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank nichts ändere. Die Deutsche Bank will im nächsten Jahr für 2,8 Milliarden Euro mit knapp 30 Prozent bei der Postbank einsteigen und hat zudem eine Option, später den restlichen Post-Anteil zu übernehmen. Der vereinbarte Preis liegt deutlich über dem aktuellen Postbank-Kurs. Die Aktien der Deutschen Bank rutschten am Montag um mehr als zwölf Prozent ab.
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