: Heraus aus den Schubladen
betr.: „Bürger verlieren den Anschluss“ (Rund 1.000 Teilnehmer suchten auf dem Hauptstadtkongress nach Wegen, freiwilliges Engagement zu fördern. Konkrete Projekte wurden kaum angestoßen, manche Bürger sahen sich völlig ignoriert), taz vom 17. 1. 05
Der Hauptstadtkongress hat nur eine Chance, wenn wir alle aus unseren Schubkästen herauskommen – Organisatoren, Teilnehmer, Berichterstatter … Deshalb vier Anmerkungen zu Ihrer Berichterstattung, die sich an den auf dem Kongress versuchten, anderen Denkansätzen orientiert:
1. Die erwähnte ältere Dame klagte über ihre Kommilitonen von früher, die in Berlin geblieben waren und schwer zu motivieren sind. Dieses Problem ist uns bekannt, vielleicht sogar manchen taz-Angestellten. Es war nicht Thema des Hauptstadtkongresses, weil es den Anlass bildete. Die Analyse des aktuellen Zustandes und die Darstellung von Problemen wurden nur ganz kurz in zwei Kurzfilmen zu Beginn angesprochen.
2. Auch für Anzug- und Krawattenträger gilt Art. 3 Grundgesetz. Diejenigen, für die Kleidung ein Diskriminierungsgrund ist, hat die taz früher Rassisten genannt. Die Teilnehmer hatten gegenseitig damit jedenfalls keine Probleme.
3. Es überrascht überhaupt die Theoriefeindlichkeit bzw. Denkfaulheit der Artikelschreiber. Das Treffen war nie gedacht als ein Zusammenkommen von Leuten, die irgendwie bürgerschaftlich aktiv sind, sondern von denen, die sich für Berlin engagieren und Grenzen überschreiten wollen, gleich, ob es das Alter, die Herkunft, das Einkommen, die Parteien oder die gesellschaftlichen Bereiche wie Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Bildung, Verwaltung oder Medien betrifft.
4. Alles war privat finanziert, es gab im Hyatt nicht nur eine Stunde vor Beginn des Kongresses Getränke, sondern auch noch danach und für alle 1.000 Teilnehmer ein opulentes Mittagessen, ohne irgendwelche technisch-organisatorischen Probleme.
GÜNTER NOOKE, MdB, Gesprächskreis Hauptstadtunion,
Moderator des Panels Medien auf dem Hauptkongress
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