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Press-SchlagHer mit der Knute

■ Morten Olsen raus: Das Ende der weichen Welle beim 1. FC Köln

Die Fußball-Bundesliga hat ihre erste Trainer-Entlassung nach nur zwei Spieltagen, und erwischt hat es Morten Olsen vom 1. FC Köln. Die Gründe lauten: VfL Wolfsburg (Pokal- Halbfinalniederlage), FC Tirol (Ausscheiden im UI-Cup), FC Schalke 04 (Niederlage im ersten Saisonspiel), Fortuna Düsseldorf (nur unentschieden) und Spielvereinigung Beckum (Erstrunden-Aus im DFB-Pokal). Mit zwei Worten also: mangelnder Erfolg. Und doch ist es zu einfach, den Rauswurf nur auf diese Weise zu erklären.

Gescheitert ist Morten Olsen an vielem. Der Däne verteidigte seine Anschauung vom modernen, schönen Fußball bis zuletzt. Aber in der Bundesliga hat schönes Spiel letztlich nicht viel gezählt. Und das hätte Olsen gerade aus jener Zeit wissen müssen, in der er das FC-Trikot Samstag für Samstag noch selbst trug. Da wurden die Kölner Vizemeister hinter München, und kein Bundesliga-Beobachter hätte den Bayern damals den Titel für den attraktiveren Fußball überreichen wollen – die Schale ging dennoch an die Isar. Der Sieg ist eben das Ziel, und nicht der Weg dahin.

So dachte wohl auch die Mannschaft, aber sie kannte weder Ziel (Sieg) noch Weg (schönen Fußball), sondern befand sich auf einer irrgartenartigen Suche nach irgendwas, vor allem aber ihrem Selbstwertgefühl. Am Salär jedes einzelnen kann das nicht gelegen haben, denn in Köln verdient es sich – gemessen am Tabellenstand des Vereins – sensationell gut. Da liegt es nahe, daß man das Problem in der Einstellung sucht, im Kopf also.

Ob Olsen das getan hat? Weiß man nicht. Wir können aber mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß er bis auf ein paar Ausnahmen auch nicht allzuviel gefunden hätte. Denn beim 1. FC Köln herrscht ein fataler Spielertyp vor, der sich selbst nicht kennt, und infolgedessen dem Zustand dauernder Unsicherheit ausgesetzt ist. Und wenn sich solch schwache Menschen aneinanderketten, muß man am Ende doch dankbar sein, wenn dabei nichts Schlimmeres als ein gesicherter zweistelliger Tabellenplatz herauskommt.

Begriffen hat das in Köln niemand, oder wenigstens nicht öffentlich zugegeben. Aber das Fanal ist bereits gesetzt, und sein Name ist Repression. Gestern hat die arme, planlose Führungsetage des Vereins Kontakt mit Christoph Daum aufgenommen, dem Mann also, dessen Name mit den letzten größeren FC-Zeiten vor etwa fünf Jahren verbunden ist und dessen Programm immer nur der unmittelbare Erfolg mit allen verfügbaren Mitteln ist. Ein Mann aber, dessen Problem darin liegt, daß die Halbwertszeit seiner Siege seither stetig abgenommen hat. Und wenn die Rettung tatsächlich Christoph Daum heißen sollte, dann ist das der Triumph einer bitteren Kapitulation: Fußballspieler brauchen wieder die Psycho- Knute. Thomas Lötz

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