: Hellmut Trienekens‘ Hausarzt unter Verdacht
Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf „Ausstellung eines unrichtigen ärztlichen Gesundheitszeugnisses“. Ist der frühere Viersener Müllunternehmer vielleicht verhandlungsfähiger als er sein möchte?
KÖLN taz ■ Wie krank ist Hellmut Trienekens wirklich? Diese Frage beschäftigt zur Zeit die Bonner Staatsanwaltschaft. Sie ermittelt gegen Hans-Rudolf Milstrey, den Hausarzt des früheren Viersener Entsorgungsunternehmers. „Wir gehen dem Verdacht der Ausstellung eines unrichtigen ärztlichen Gesundheitszeugnisses nach“, bestätigte Behördensprecher Fred Apostel der taz. Ermittelt werde ebenso gegen Trienekens. Milstrey, auch Chefarzt des St. Irmgardis-Krankenhaus in Viersen-Süchteln, hatte seinem Patienten mehrfach attestiert, nicht verhandlungsfähig zu sein.
Die bereits seit etwa einem halben Jahr andauernden, aber erst jetzt bekannt gewordenen Ermittlungen beruhen nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf einer im Juni 2004 eingegangenen anonymen Anzeige eines angeblichen ärztlichen Kollegen Milstreys. Allerdings begannen die Ermittlungen erst kurz nachdem im März 2005 eine Beschwerde von Trienekens abgelehnt worden war, mit der der wegen Steuerhinterziehung Verurteilte gegen die vom Kölner Landgericht beschlossene Verteilung seiner Bewährungsauflage in Höhe von 10 Millionen Euro protestiert hatte.
Anders als das Gericht hatte sich Trienekens gewünscht, dass mit dem Geld nicht zuletzt Einrichtungen in seiner niederrheinischen Heimat beglückt werden sollten: die Viersener Tafel, der Kreisfeuerwehrverband, der Sportverein ASV Einigkeit Süchteln oder auch zwei Mönchengladbacher Kliniken. Für einige Verwunderung sorgte indes vor allem sein Vorschlag, 500.000 Euro dem St. Irmgardis-Krankenhaus zukommen zu lassen: „Mit Rücksicht auf die aktenkundige Beziehung zwischen dem Angeklagten und einem Chefarzt dieses Krankenhauses galt es, bereits den Anschein zu vermeiden, als solle die Geldzuwendung vergleichbar einer so genannten Dankeschönspende wirken“, begründete das Landgericht die Ablehnung. Gegenüber der Klinik hatte sich die Familie Trienekens immer mal wieder äußerst großzügig gezeigt.
Den Vorwurf, für Trienekens Gefälligkeitsgutachten erstellt zu haben, weist Chefarzt Milstrey vehement zurück. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, betonte er gegenüber der taz. „Ich war und bin als langjähriger Hausarzt überzeugt, dass mein Patient in einem anstrengenden, stressbelasteten Hauptverfahren jederzeit durch seine Erkrankungen lebensbedrohend gefährdet ist“, so Milstrey. Diese Überzeugung würde er auch „für jeden anderen meiner Patienten in der gleichen Situation zum Ausdruck bringen“. So sehe der Internist es denn auch „mit Gelassenheit“, dass die Staatsanwaltschaft nun seine Befundberichte von einem von ihr ausgewählten medizinischen Gutachter untersuchen lässt. Allerdings erfülle es ihn „mit hilflosem Ärger und Zorn“, Opfer einer derartigen denunziatorischen anonymen Anzeige geworden zu sein. Auch Trienekens-Anwalt Norbert Gatzweiler bezeichnete die Vorwürfe als „Unfug“. Zahlreiche Gutachter hätten die Befunde bestätigt, so Gatzweiler gegenüber dem WDR: „Hier wird ein ganz honoriger Arzt unsinnigerweise in Verdacht gebracht.“ PASCAL BEUCKER