Heckler & Koch ändert Verkaufspolitik: Knarrenhersteller entdeckt Gewissen
Die Rüstungsfirma Heckler & Koch will fragwürdige Staaten nicht mehr beliefern. Aber da sind ja noch die alten Verträge.
„Wir wollen nur noch solide Länder beliefern“, erklärte ein Firmensprecher und meinte damit Staaten, die „zweifelsfrei demokratisch“ und „eindeutig nicht korrupt“ seien.
Derzeit wartet H& K in etwa einem Dutzend Fälle darauf, dass die Exportbehörden Ausfuhren genehmigen. Unter anderem geht es um eine Lieferung von Ersatzteilen nach Saudi-Arabien. Der saudische Staat stellt das Sturmgewehr G36 in Lizenz her, allerdings ist das Werk von einigen in Deutschland produzierten Komponenten abhängig.
Der Rüstungskritiker Jürgen Grässlin bezeichnet die neue Strategie von H&K als einen „Schritt in die richtige Richtung“. Angesichts neuer Aufträge erscheine der Firma die Lieferung an Regime offenbar als imageschädigend, erklärt er und verweist darauf, dass im Frühjahr 2017 ein Prozess gegen H&K wegen des illegalen Exports von G36-Gewehren nach Mexiko beginnen soll.
Allerdings entscheide sich an der wichtigen Frage, ob alte Verträge weitergeführt würden, wie zukunftsweisend die Strategie des Unternehmens tatsächlich sei. „Wenn Heckler & Koch weiterhin Ersatzteile nach Riad liefert, verübt das Unternehmen auch künftig Beihilfe zum Massenmord“, sagte Grässlin der taz.
Nach einer finanziellen Krise steht H &K in diesem Jahr wieder besser da. In den ersten neun Monaten 2016 konnte die Firma eine Umsatzsteigerung von 19 Prozent verbuchen. Frankreich bestellte über 100.000 Sturmgewehre, Litauen kauft Waffen im Wert von 12,5 Millionen Euro, und Baden-Württembergs Polizei erhält 3.000 neue Maschinenpistolen aus dem Hause H&K.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten