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■ Hausdurchsuchung bei OrlowskyEin Schnellschuß

Daß es sich bei der gestrigen Durchsuchung der Wohnung von Werner Orlowsky um ein Politikum handelte, war selbst den beteiligten Polizeibeamten bewußt. Schließlich belegt das Jour-fixe-Protokoll, im Juli 1992 datiert und angeblich Monate vorher entwendet, eindrucksvoll, daß die Ellinghaus-Gruppe durchaus Vorkehrungen getroffen hatte, sich am profitträchtigen Umwandlungsgeschäft in Eigentumswohnungen zu beteiligen. Ein Verdacht, den Ellinghaus- Promotor Walter Momper zwar gebetsmühlenartig von sich wies, der aber vom Landgericht Berlin im März erhärtet wurde.

Vor diesem Hintergrund ist die Vermutung nicht von der Hand zu weisen, daß es sich bei der gestrigen Aktion um einen politischen Racheakt handelte und die Ellinghaus-Gruppe den Verdacht eines Einbruchs gezielt auf Werner Orlowsky lenkte. Mehr noch: Was der Immobilienbranche recht sein mag, scheint der Berliner Justiz billig. Der Vorwurf, daß sich ein Amtsrichter sowie mehrere StaatsanwältInnen zu Erfüllungsgehilfen der Berliner Baumafia gemacht haben, wäre nur dann von der Hand zu weisen, wenn der skandalöse Vorgang gestern rückhaltlos aufgeklärt worden wäre. Das Gegenteil ist freilich geschehen: Keiner weiß von nichts und keiner kennt die Akten. Man wird den Eindruck nicht los, daß die Berliner Strafverfolger schneller bei der Sache sind, als sie es hinterher nachzuvollziehen vermögen. Uwe Rada

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