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Hausärzte arbeiten wirtschaftlich

■ betr.: „Der Arzt will dem Patien ten was geben“, taz vom 20. 9. 96

Bereits im einleitenden Satz steht eine Falschmeldung, die es zu korrigieren gilt: Wir Ärzte haben im Jahr 1995 das vorgegebene Arzneimittelbudget für das gesamte Bundesgebiet nicht über-, sondern weit unterschritten.

Es wird im zweiten Satz suggeriert, daß wir für das Defizit der Krankenkassen verantwortlich seien. Wer wirklich mit der Materie vertraut ist weiß, daß es im gesamten Gesundheitswesen kaum einen Bereich oder eine Gruppe gibt, die wirtschaftlicher arbeitet, als die Hausärzte.

Mit der gleichen Vehemenz, mit der zur Zeit ständig auf die niedergelassenen Ärzte „herumgeprügelt“ wird, sollte den Versicherten einmal vor Augen geführt werden, daß zum Beispiel die Verwaltungs- und Werbekosten der Krankenkassen inzwischen eine Summe erreicht haben, die etwa der Hälfte der gesamten Arzthonorare entspricht. Von den Versichertenbeiträgen verschwinden Millionen Mark in Rundfunk-, Fernseh- und Pressewerbung für die Kassen. Weitere Millionen „versickern“ in von den Krankenkassen gesponserten Freizeitprogrammen, Volkshochschulkursen usw., deren Sinn mindestens genauso fragwürdig ist, wie die von uns angeblich verschriebenen überflüssigen Medikamente.

Wir verwahren uns im übrigen gegen die Behauptung, daß wir kaum etwas über die Präparate wissen, die wir verschreiben. Es ist sicher richtig, daß uns die Pharmaindustrie mit Unmengen von Medikamenten überhäuft, von denen ein Großteil entbehrlich ist. Hier muß jeder Arzt für sich selektieren, das heißt sich seinen individuellen „Medikamentenpool“ anlegen, mit dem er umgehen kann: Präparate, deren Nutzen, Risiken, Wirkungen und Nebenwirkungen er genau kennt. Aus diesem Reservoir heraus sollte er verschreiben. Dies ist unseres Erachtens aufgrund einer mindestens sechsjährigen Ausbildung und einer mehrjährigen Klinik- und Praxiserfahrung durchaus fundiert möglich. [...] Dr. med. Christoph Schütte,

Allgemeinarzt

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