Hauptversammlung bei der Commerzbank: Staatseinstieg abgesegnet
Deutschlands zweitgrößte Bank macht den Bund zum größten Aktionär und verspricht schon ab 2011 erste Gewinne. Die Aktionäre sind trotzdem stocksauer.
FRANKFURT taz | Die Aktionäre der angeschlagenen Commerzbank AG sind stocksauer. Ihre Aktien sind nach der teuren Übernahme der Dresdner Bank und der staatlichen Rettung der Commerzbank fast nichts mehr wert. Unter diesen Umständen werden sie auf die Zahlung von Dividende noch lange warten müssen. Erst ab 2011 werde die Commerzbank wieder Gewinne erwirtschaften, kündigte Vorstandschef Martin Blessing am Freitag auf der Hauptversammlung (HV) der zweitgrößten deutschen Bank an.
In der Jahrhunderthalle in Frankfurt-Höchst erwarteten Blessing aber nur so wenige Aktionäre wie nie zuvor. Zu groß war wohl der Frust. Gerade einmal 38 Prozent der Anteilseigner waren gekommen; darunter mit den Versicherungskonzernen Allianz und Generali allerdings zwei Schwergewichte. Sie sollten dem angeschlagenen Vorstand der Commerzbank auch bei den heiklen Abstimmungen die notwendigen Zweidrittelmehrheiten sichern. Dabei geht es um die Bestellung neuer Aufsichtsräte und die Akzeptanz der Staatsbeteiligung.
Mit einem Anteil von 25 Prozent plus einer Aktie ist der Bund mittlerweile größter Einzelaktionär der Bank. Der von vielen Aktionären ungeliebte Einfluss war die Bedingung der Regierung für zwei Finanzspritzen von insgesamt 18,2 Milliarden Euro aus dem Bankenrettungsfonds Soffin. 10 Milliarden davon waren noch nicht der Bank überwiesen worden, weil ein Aktionärsbeschluss dazu noch ausstand.
Sprecher von Aktionärsvereinigungen nannten die Übernahme der Dresdner Bank als "Hauptursache für die gegenwärtige Misere" der Commerzbank. Vielleicht sei da ja doch "zu schnell geschossen" worden, mutmaßte etwa Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die organisierten Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre auf der HV monierten vor allem die Finanzierung von Waffengeschäften und die Aktivitäten der Bank in "Steuer- und Regulierungsoasen". Blessing verteidigte die Übernahme der Dresdner, räumte aber ein, beim Investmentbanking "auch Fehler gemacht" zu haben, schob aber gleich wieder "Dritten" die Schuld in die Schuhe, auf deren Urteil man sich "zu sehr verlassen" habe. Der "gesunde Menschenverstand" sei sicher der bessere Ratgeber gewesen.
Ab sofort wird die Commerzbank also mit "gesundem Menschenverstand" gemanagt. Geld vom Staat brauche man jetzt keines mehr, tönte Blessing, fügte aber sicherheitshalber hinzu: "Sofern es zu keinen weiteren schweren Verwerfungen mehr an den Finanzmärkten kommt."
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