■ Das Portrait: Hastings Banda
Malawis verhafteter Ex-
Diktator Foto: Reuter
Malawis Regierung verhängte am Donnerstag Hausarrest über den ehemaligen Präsidenten Hastings Kamuzu Banda. Sein engster Berater und langjähriger Premierminister John Tembo wurde festgenommen. Beide sollen innerhalb der nächsten Tage des Mordes an drei Kabinettsministern und einem Parlamentarier im Jahr 1983 angeklagt werden. Malawier, die seit der Unabhängigkeit im Jahr 1964 bis zu den ersten freien Wahlen im letzten Sommer unter der Knechtschaft des selbsternannten „Präsidenten auf Lebenszeit“ litten, feierten die Nachricht voller Überschwang. In der Stadt Blantyre, dem Wohnort Bandas, brannten sie am Donnerstag das Hauptquartier seiner „Malawi Congress Party“ (MCP) nieder, in einer Township wurde ein Parteibüro geplündert.
Banda, der in der Öffentlichkeit grundsätzlich im Zylinderhut auftrat, wurde im vergangenen Jahr nach dreißigjähriger Amtszeit abgewählt. Offiziell im Jahr 1906 geboren, wird allgemein angenommen, daß er schon vor der Jahrhundertwende das Licht der Welt erblickt hat. Inzwischen gilt er als senil, und in der demokratisch gewählten Regierung scheint umstritten, ob er tatsächlich vor Gericht gestellt werden kann. Banda lebte seit seiner Ablösung in einem Haus bei Blantyre unter der Obhut von Cecilia Kadzamira, einer ehemaligen Krankenschwester, die zur Vertrauten des Staatsoberhaupts aufgestiegen war. Im Volksmund hieß sie „Mama“, und sie ist gleichzeitig die Nichte des verhafteten John Tembo – der grauen Eminenz Malawis, bei der während Bandas fortschreitender Senilität alle Fäden zusammenliefen.
Laut dem jetzt veröffentlichten Bericht einer Untersuchungskommission unter Vorsitz von Richter Michael Mthega befahl Tembo 1983 dem „Special Operations Squad“ (die Abkürzung lautet pikanterweise „SOS“), die vier Politiker Dick Matenje, Aaron Gadama, John Sangala und David Chiwanga umzubringen. Sie hatten sich einer Entscheidung widersetzt, Tembo im Falle der Abwesenheit Bandas zum Aushilfspräsidenten zu machen. Die Spezialpolizei erschlug die vier mit Hämmern und Keulen. Anschließend stürzten sie das Fahrzeug mit den vier Toten in eine Schlucht. Als offizielle Todesursache galt jahrelang „Autounfall“. Die Kommission befand, Banda sei als Präsident Hauptverantwortlicher für die Morde. Willi Germund
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