■ Hassemer feiert in Sydney: Rache an Berlin?
Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer kehrt „Berlin Olympia 2000“ den Rücken! Kein Witz. Wie aus gut unterrichteten Kreisen im Umfeld des obersten Stadtplaners zu erfahren war, feiert Hassemer am 24. September auf der Olympia-Party „Welcome Sydney Olympia“ in der australischen Metropole. Statt in Berlin uns im allgemeinen und den Parteifreund Diepgen im besonderen über die Niederlage in Monte Carlo hinwegzutrösten und Mut zu machen für neue Aufgaben, lacht sich der weltläufige Senator auf der anderen Seite der Erdhalbkugel über die geplatzte Bewerbung kaputt, läßt die Sektkorken knallen, tanzt sich die Schuhsohlen durch und prostet den Känguruh-Olympioniken zu. Das kann doch wohl nicht wahr sein.
Fragen müssen gestellt werden. Ist Volker Hassemer vielleicht ein „Berlin 2000“-Gegner oder gar ein verkapptes Mitglied der radikalen Fraktion der Anti-Olympia-Kämpfer? Verschickt er möglicherweise die Sex-Bildchen und Terrorwarnungen an die älteren Herren im Olympiakomitee? Und war er es schließlich, der nachts aus einem defekten VW-Käfer heraus die Stadt mit „Ich bin dagegen“-Plakaten verschönert hat – in seiner Eigenschaft als Umweltsenator – für Sydney – natürlich?
Berlin wartet auf eine Antwort. Doch schon jetzt sind wir enttäuscht von dem, was Hassemer da treibt: Er, der noch vor Wochen eigenhändig zum Spaten griff, um die ersten Olympiagruben auszuheben, der vor Samaranch aus dem Helikopter ins Olympiastadion sprang, um die Tauglichkeit der Nazi-Arena zu beweisen, er, der immer Vorbild war für die sportive Geldbewegung, soll ein Gegner der eigenen Sache gewesen sein? Ist die Siegesfeier in Sydney seine Rache an Berlin? Oder kann der Mann schlicht keine Feier auslassen? Rolf Lautenschläger
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