Hass auf Araber, Linke und Homosexuelle: Terrorist Jakob Teitel geständig

Der jüdische Extremist Jakob Teitel wurde offenbar vom Hass auf Araber, Linke und Homosexuelle getrieben. Er hat mehrere Anschläge gestanden, die teils lange zurückliegen.

Hass auf Homosexuelle: Jakob Teitel. Bild: Nina Jean - Lizenz: CC-BY-SA

Die Liste der Verbrechen des jüdischen Extremisten Jakob Teitel ist offenbar länger als zunächst vermutet. Zwei Morde an Palästinensern lastet ihm der inländische israelische Nachrichtendienst Schin Beth an, Bombenanschläge gegen den linken Historiker Seew Sternhell und gegen messianische Juden. Sein Geständnis umfasst den Anschlag auf das Tel Aviver Homozentrum, bei dem Anfang August zwei junge Menschen starben.

Die Polizei vermutet jedoch, dass Teitel die beiden Morde nicht selbst beging, sondern einen Komplizen deckt. Damit wäre die anfängliche Theorie, dass es sich um eine "Ein-Mann-Terrororganisation" handelt, wie der liberale Maariw zunächst schrieb, widerlegt.

Nach außen führte der 37-jähriger vierfache Familienvater ein ruhiges Leben. Er arbeitete als Computertechniker, seine Frau als Tanzlehrerin. Zum ersten Mal geriet Teitel in die Fänge der Polizei, als 1997 südlich von Hebron der Palästinenser Isa Machmara tot aufgefunden wurde. Der ultraorthodoxe Examerikaner, der schon damals mindestens einen Mord hinter sich hatte, gehörte zu den Verdächtigen. Trotzdem wurde die Akte später geschlossen, ohne ihn vor Gericht zu bringen.

Über zwölf Jahre lang trieb er ungehindert sein Unwesen. Darüber, wie das möglich sein konnte, wird derzeit heftig in den Medien diskutiert. Vor sechs Monaten war er noch einmal beim Schin Beth zum Verhör. Die endgültige Verhaftung fand jedoch erst vor drei Wochen statt. Sicherheitsbeamte erwischten ihn in flagranti bei der Verteilung extremistischer Flugblätter und fanden später bei ihm zu Hause ein komplettes Waffenarsenal.

Teitel ist nicht der erste jüdische Terrorist aus Schwut Rachel. Im Juli 2005 erschoss der Busfahrer Asher Weisgan vier palästinensische Arbeiter in unmittelbarer Nähe der Siedlung. Während Weisgan offenbar aus einer momentanen Situation heraus agierte und sich anschließend selbst erschoss, plante Teitel jedes seiner Attentate bis ins Detail. Im Unterschied zu bisherigen jüdischen Terroristen, allen voran Baruch Goldstein, der für das Massaker in der Hebroner Ibrahim-Moschee verantwortlich war, und die Untergrundgruppe aus Bat-Ayn, die einen Brandanschlag auf eine palästinensische Mädchenschule verübte, hatte es Teitel nicht nur auf Palästinenser abgesehen.

Der schwule Meretz-Abgeordnete Nitzan Horowitz kommentierte die Festnahme warnend: "Teitel ist kein vereinzeltes Unkraut, sondern wuchs auf dem vergifteten Boden der extremen Rechten." Schon vor drei Jahren fand der Schin Beth in dem überwiegend von nationalistischen Siedlern bewohnten Tapuach Mordappelle gegen Homosexuelle, auf deren Kopf jeweils 20.000 Schekel (umgerechnet rund 3.600 Euro) ausgesetzt wurden. Zeitgleich kursierten Bauanleitungen für Molotowcocktails für den Einsatz in Schwulenbars.

Zumindest ein Teil der Hetzschriften dürfte aus der Feder Teitels stammen, wobei er aufgrund seiner bis heute mangelhaften Hebräischkenntnisse auf Hilfe angewiesen sein musste. So hinterließ er zusammen mit der Rohrbombe am Hauseingang des linken Intellektuellen Sternhell vor gut drei Jahren einen Zettel, auf dem für die Ermordung von Friedensaktivisten ein Kopfgeld von 200.000 Schekel (rund 36.000 Euro) ausgesetzt wurde.

Wenige Monate später explodierte eine Paketbombe in den Händen eines 15-jährigen Jungen, der in der benachbarten Siedlung Ariel lebt und bis heute mit den Folgen des Attentats zu kämpfen hat. Sein "Vergehen" war, dass er den messianischen Juden angehört, die glauben, dass Jesus der Messias ist. In Verhören mit den Untersuchungsbeamten erklärte Teitel ohne Reue: "Ich würde es wieder tun."

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