: Hartz bei Opel
betr.: „Zwei Werke für eine Mittelklasse“, taz vom 4. 9. 04
Erst steht das Werk Eisenach zur Disposition, dann Bochum, jetzt Rüsselsheim und das schwedische Werk. Alle Werke sollen gegeneinander ausgespielt werden. Sollte das Werk Rüsselsheim geschlossen werden, wäre das der Super-GAU für die Marke Opel.
Wir Opelaner haben in den letzten Jahren durch die Standortsicherungsverträge enorme Einschnitte hinnehmen müssen. So haben wir in den Jahren 2002 und 2003 unter anderem auf die Auszahlung von 30 Prozent Weihnachtsgeld verzichtet. Alleine in den Bochumer Opel-Werken wurden die Mitarbeiter von ca. 20.000 auf jetzt 9.500 reduziert, und ein Ende soll nicht in Sicht sein! Die Rüsselsheimer Kollegen bekommen in diesem Jahr nicht die ihnen zustehende Tariferhöhung, darüber wird in einem „Horror-Katalog“ verhandelt. Die angepeilte Werksschließung kommt zeitgleich mit dem Verlangen nach Lohnkürzung, Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Arbeitszeitverlängerung. Damit versucht GM/Opel ihr „eigenes Hartz IV“-Sparprogramm durchzusetzen.
Lange halten die Kolleginnen und Kollegen diese psychische Belastung nicht aus. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen sind nervlich angeschlagen und stark frustriert. Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt, zumal Opel-Chef Forster bei seinem letzten Besuch in Bochum gedroht haben soll, dass das Bochumer Werk keine Zukunftschancen mehr hätte, sofern Opel in den nächsten drei Jahren nicht aus den roten Zahlen kommt. NORBERT SPITTKA, Mitarbeiter der Adam Opel AG in Bochum, Betriebsrat und Vertrauensmann